Kino: Interdit Aux Chiens Et Aux Italiens

von Michael Bohli • 19.09.2023

Regie: Alain Ughetto
Land: Frankreich • Schweiz • Italien • Belgien
Jahr: 2022
Verleih: Outside The Box

Der wunderbare Stop-Motion-Film «Interdit aux chiens et aux Italiens» erzählt die Geschichte von Alain Ughettos Grossvater und vielen Wanderarbeiter:innen, die das Europa des 20. Jahrhunderts mitgestaltet haben.

Als Luigi Ughetto und seine Brüder ihre Heimat verlassen und aus dem Piemont ziehen, landen sie nicht wie erhofft im grossen Amerika, sondern in einem Dorf in der Provence. Als Arbeitskräfte für Tunnelbau, für Baumeisterarbeiten und sonstige Kraftakte werden sie von der Bevölkerung gebilligt, kommen aber nie richtig an.

Kann Luigi ein Leben für seine Frau und Kinder schaffen, das gerecht ist und eine freie Zukunft für alle bereithält? Ein schwieriges Unterfangen, dass durch den erstarkten Nationalsozialismus noch mehr ausgebremst wird; der Fremdenhass nimmt zu.

Alain Ughetto wagte sich mit dem Film «Interdit aux chiens et aux Italiens» an eine Stop-Motion-Erzählung des Lebens seines Grossvaters Luigi Ughetto, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Italien auf der Suche nach Arbeit verliess. Kein einfaches Unterfangen, ist die Widergabe der Familienschicksale voller Emotionen und in dem Fall geprägt von Armut, Leid und Flucht.

Kriege, Seuchen, Hungersnöte und Faschismus waren die Hürden, aus den Italienern wurden nach Jahren des Hoffens am Ende eine französische Familie. Eine tragische, komplexe Geschichte, die vom Regisseur sehr liebevoll und detailreich erzählt wird. Der verspielte Umgang mit Erinnerungen und Gestaltungsmöglichkeiten machen aus dem Film eine gelungene Mischung aus Komödie und Tragik.

On n’est pas de son pays. On est de son enfance.

Besonders die grossartige Figurengestaltung, die Einbindung von realen Aufnahmen, Spielzeug und unterschiedlichen Bastelmaterialien lassen eine Welt auferstehen, die emotional berührt. Gewitzte Animationen und lebendig wirkende Puppen versprühen eine unwiderstehliche Magie, die geschickte Aufbereitung der Schrecken lässt alle Altersschichten in die Vergangenheit eintauchen.

Ein Lehrstück über Verdrängung und Hoffnung; ein Film, der über die europäische und Schweizer Gegenwart viele Wahrheiten erzählt.