von Michael Bohli • 15.05.2023
Regie: Ursula Meier
Land: Schweiz · Frankreich · Belgien
Jahr: 2022
Verleih: Filmcoopi
Der explosive Beginn von Ursula Meiers drittem Spielfilm geht unter die Haut. So tief, dass «La Ligne» danach nicht mehr richtig an die Oberfläche kommen will. Trotzdem ist die Produktion voller wichtiger Themen und Gedanken.
Zuerst zerbrechen nicht nur Schallplatten und Teller, sondern auch das Verhältnis zwischen Tochter Margaret und ihrer Mutter. Ein tätlicher Angriff lässt Blut fliessen, der Tochter wird der Kontakt verwehrt und die maximale Annäherung an ihr Elternhaus auf 100 Meter beschränkt. Eine einschneidende Massnahme, die Gräben aufreisst.
Nicht nur verhindert dies die Kommunikation zwischen Mutter und Tochter, Margaret wird zusätzlich von ihren Schwestern getrennt. Trotzdem finden sich Wege, Näherungen zuzulassen und das Leben gemeinsam neu zu gestalten. Das unsichtbare, familiäre Band zwischen den Charakteren wird in «La Ligne» durch einen farbigen Strich am Boden manifestiert.
Solche Elemente ermöglichen es Ursula Meier, thematische Inhalte wie die Liebe in der Familie und die Frage nach der korrekten Lebensgestaltung in die Geschichte einzubringen und sichtbar zu machen. Leider aber fehlt an gewissen Stellen die Tiefe und die Dialogzeilen und Stellungen der Figuren wirken klischiert.