Kino: L’Histoire de Souleymane

von Michael Bohli • 14.01.2025

Regie: Boris Lojkine
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Verleih: trigon-film

Atemlos begleiten wir im preisgekrönten Spielfilm «L’Histoire de Souleymane» von Boris Lojkine einen Flüchtling durch das nächtliche Paris.

Die Strassen sind voller Busse und Autos, das Essen liegt in der Box und am Ende der Fahrt warten hungrige Personen: Souleymane ist nach beschwerlicher Flucht in Paris angekommen, dem Ziel seiner Hoffnung. Als Sans-Papier wartet er auf einen positiven Asylbescheid, inmitten des urbanen Chaos.

Von allen Handlungsmöglichkeiten und Menschlichkeit beraubt, begräbt sich Souleymane unter einem Lügenberg, der mit jeder weiteren Sekunde stärker zu wackeln beginnt. Als der Tag seiner Befragung näherkommt, wird die Last unaushaltbar.

Regisseur Boris Lojkine hat mit seinem dritten Spielfilm «L’Histoire de Souleymane» eine Fortsetzung im Geiste zu «Hope» von 2014 geschaffen. Was passiert, wenn Flüchtlinge im Asylland angekommen sind? Wie lässt sich das Dasein zwischen Ausbeutung, politischem Druck und falschem Spiel von «Helfern» bestreiten?

Nahe an den Filmen der Dardenne-Brüder, ist «L’Histoire de Souleymane» ein atemloser Trip durch die Nacht. Stellenweise an «Take Out» (Shih-Ching Tsou & Sean Baker, 2004) erinnernd, reiben die Szenen auf, sind hetzend und immer ganz nahe am Souleymane, der von Abou Sangare in seiner ersten Filmrolle grossartig dargestellt wird.

Im letzten Drittel wird der Film ruhiger, ohne die Anspannung zu verlieren. Boris Lojkine zeigt, wie das wahre Ich von Souleymane hervortritt und erinnert mit dem Szenenaufbau an den Schweizer Film «Die Anhörung» (Lisa Gerig, 2023). Durch diese Mischung, die dichte Atmosphäre und die spürbaren Emotionen ist «L’Histoire de Souleymane» ein Flüchtlingsdrama, das mitreisst, dich nachdenken lässt und nichts schönzeichnet.


Unsere Kritik zum Spielfilm «Hope» von Boris Lojkine findest du hier.