von Michael Bohli • 11.02.2025
Regie: Rungano Nyoni
Land: Sambia
Jahr: 2024
Verleih: trigon-film
Rungano Nyoni präsentiert mit «On Becoming a Guinea Fowl» einen feministischen Spielfilm, der subtil von Trauma, Lügen und Aufarbeitung erzählt.
Shula findet die Leiche ihres Onkel Fred tot auf der Strasse liegen, doch das ist nur das kleinste ihrer Probleme. Regisseurin Rungano Nyoni nutzt diese Grundlage im Spielfilm «On Becoming a Guinea Fowl» dazu, die strukturellen Ungerechtigkeiten und sexuellen Missbrauch in Sambia zu untersuchen.
Die Totenwache und Beerdigungsprozedur, welche auf den Fund folgen, bringen nicht nur den Alltag von Shula (Susan Chardy) und ihrer Verwandtschaft durcheinander, sondern alte Wunden und Verbrechen ans Licht. Sogar nach ihrem Tod bestimmen die Männer über das Leben der Frauen in Sambia, die gelebten Lügen des Patriarchats lassen sich nicht abschütteln.
Unterdrückung, Geschlechterungleichheit und Spannungen zwischen moderner und traditioneller Lebensweise sind die Untertöne der Szenen von «On Becoming a Guinea Fowl», Rungano Nyoni geht subtil vor und ihr Film begeistert mit Erzählstruktur und Details. Von der Ausstattung über die Kameraarbeit bis zu den Kostümen und der Musik sitzt alles am richtigen Platz.
Das zeigt sich auch bei der Geschichte, in der Elemente wie eine TV-Show für Kinder und das titelgebende Perlhuhn Symbole für Lähmung, Trauma und Selbstermächtigung werden. Shula wurde als Frau kleingemacht, die Gemeinde nimmt die Täter in Schutz. Egal, wie modern sich eine Gesellschaft gibt, im Patriarchat endet alles in einer Hexenjagd.
Das Stichwort spannt den Bogen zu Nyonis Debüt «I Am Not a Witch» (2017), das die Fähigkeiten der Regisseurin weltweit bekanntmachte und eine neue Sicht auf Weiblichkeit und Spiritualität in Sambia bot. Mit «On Becoming a Guinea Fowl» werden diese Themen in ungewohnter und packender Weise verdichtet.