von Michael Bohli • 25.02.2024
Regie: Werner Schweizer
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Verleih: Dschoint Ventschr
Steckt die Wahrheit in den Akten? Werner Schweizer sucht mit seinem Dokumentarfilm «Operation Silence – Die Affäre Flükiger» die Fakten zu einem Todesfall aus den Siebzigerjahren.
Es ist komplex, kompliziert und die Aufklärung wird wohl nie mehr möglich sein. Trotzdem hat sich Werner Schweizer daran gewagt den Todesfall des Offiziersaspiranten Ruedi Flükiger neu aufzurollen. Das geht als Film bei «Operation Silence – Die Affäre Flükiger» nicht in allen Bereichen ganz auf.
An der Aufarbeitung liegt es nicht, präsentiert Schweizer den Vorfall aus 1977 in chronologischer Darstellung und lässt ehemals beteiligte Personen zu Wort kommen. Die Interviews wurden im französischsprachigen Jura geführt, der dortige Waffenplatz existiert weiterhin und die Rätsel zum vermuteten Selbstmord Flükigers schweben in der Luft.
Von einer Handgranate zerfetzt wurde der junge Mann aufgefunden, während in Deutschland die RAF wütete und im Jura die Béliers für die Befreiung der Region einstanden. Ein politisches Chaos, das durch Schmuggler, korrupte Beamte und kategorisch verdächtigte Linke verstärkt wurde. Durch all diese Inputs, welche der Regisseur in «Operation Silence – Die Affäre Flükiger» unterbringt, wirkt der Film leider zu lang und überladen.
Dass die nachgestellten Szenen mit Sonja Riesen als Flükigers Schwestern zusätzlich viel Raum erhalten und die Doku an diversen Stellen rührselig gestalten, macht die Sichtung nicht einfacher. Ebenso ist es fragwürdig, ob gespielte Momente der emotionalen Überforderung nötig wären.
Eine konzentrierte Nüchternheit hätte der Produktion gut getan. Schliesslich zeigt Werner Schweizer mit seinem Film, wie der Rechtsstaat Schweiz seit vielen Jahrzehnten brachial gegen Linken Aktivismus vorgeht, wie die Politik unterdrückend agiert und wie rasch die Wahrheit zwischen Akten, Vertuschung und Bereicherung verpuffen kann.
Wir haben den Film an den 59. Solothurner Filmtagen gesichtet.