von Michael Bohli • 22.05.2023
Regie: Christian Petzold
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Verleih: Filmcoopi
Prämiert an der Berlinale, bildet «Roter Himmel» von Christian Petzold die heutige Zeit mit allen Ängsten, Träumereien und verpassten Chancen perfekt ab. Ein Film, der sich nicht nur dank der Musik in Kopf und Herzen festkrallt.
Achtung: Christian Petzold hat es mit seinem neusten Film geschafft, einen Ohrwurm zu generieren. Das bereits im Trailer verwendete Lied «In My Mind» von der österreichischem Gruppe Wallners passt nicht nur perfekt zu der Atmosphäre von «Roter Himmel», es rahmt diesen ein und bleibt nach dem Kinobesuch lange im Kopf haften.
Das hilft nicht nur der Geschichte, sondern der Produktion allgemein. Das Drama um die zwei Freunde Leon und Felix, welche an einem Küstenort an der Nordsee ihre Sommerwochen mit kreativer Arbeit verbringen möchten, ist von Emotionen und prägnanten Stimmungen durchzogen. Die Zeit verliert ihre harte Bedeutung, die Zukunft ihren Schrecken.
Zumindest so lange, bis der Waldbrand näherkommt und die mit Nadja und Devid neu geschlossene Bekanntschaft tiefer in den Alltag eindringt. Besonders Leon wird aus der Bahn geworfen und kann sich nur schlecht an die Situation adaptieren. Das persönliche Unvermögen, der kollektive Hedonismus und die globalen Ängste prallen aufeinander.
Unter der Oberfläche von «Roter Himmel» brodelt es, Christian Petzold muss nicht viel erzählen, um die Figuren und Situation greifbar zu machen. Fast zu oft wird man an das eigene Handeln vergangener Jahre erinnert, an verpasste Chancen und Fehltritte. Das Spiel von Thomas Schubert und Paula Beer passt hervorragend, die Bilder und Musik formen die Tage auf gelungene Weise.
Sehnsucht und Verlangen geraten mit der Wirklichkeit in Konflikt, der Film verdichtet sich bis zum unerwartet versöhnlichen Ende. Es ist Petzold und seiner Truppe hoch anzurechnen, dass nicht einmal diese kreative Entscheidung «Roter Himmel» trübt. Ein Film, der die heutige Zeit, schwerwiegende, globale Ignoranz und die Angst, alles zu verpassen, auf beste Weise darstellt.
Die Wirkung von «In My Mind» darf euch bereits heute begleiten. Hier das Lied in seiner vollen Pracht: