Kino: Teaches of Peaches

Fast 14 Jahre ist es her, seit ich Peaches zum ersten (und einzigen?) Mal in meinen Leben live sehen durfte. Das Heitere Open Air in Zofingen feierte 2010 seine 20. Ausgabe und liess die wilden Electro-Punk-Tracks der Kanadierin zu früher Stunde über das Areal schallen – was nicht alle Besucher:innen goutierten.

Die Mischung aus Begeisterung, Erstaunen und Ablehnung erlebte Peaches seit Beginn ihrer Karriere. Die rauen und lauten Popsongs, welche Merrill Nisker komponiert, verstecken nichts. Lust, Haare, Verlangen, Ausdruck und Selbstbestimmung sind zentral, was die Künstlerin auf der «The Teaches of Peaches Anniversary Tour» 2022 nochmals zeigte.

Ausgehend von diesen Konzerten haben Philipp Fussenegger und Judy Landkammer den Dokumentarfilm «Teaches of Peaches» gedreht, um die gesamte Karriere der Musikerin zu beleuchten. Logisch ist das Electroclash-Werk von 2000 das zentrale Element, doch mit Archivaufnahmen und Interviews wird in die Vergangenheit geblickt; bis zum Folk-Trio Mermaid Cafe und der Band The Shit.

Die Crew, Freund:innen und andere Musiker:innen kommen bei «Teaches of Peaches» zu Wort und ergänzen die Aussagen der Künstlerin und das Bildmaterial. Neben Exzessen und unbändiger Kreativität ist auch das Thema der Sexualität ausserhalb der patriarchalen Normen wichtig, was im Film allerdings etwas knapp behandelt wird. Im Vergleich zum Inhalt von Peaches’ Werk hätte ich mehr erwartet.

Allgemein geht die Mischung aus Konzertfilm und Dokumentation nicht ganz auf und die Konzertausschnitte wirken zu lang. Mir wurde bei der Sichtung von «Teaches Of Peaches» aber erneut bewusst, welch unglaubliche Energie und Inspiration in der Musik, den Shows und der Person selbst steckt. Wie Merrill Nisker die Welt sieht, wie sie für die Menschen in ihrem Umfeld einsteht und wie sie spricht – vorbildlich.

Und auch wenn sie, wie wir alle, etwas älter geworden ist, Peaches in einem «Thank God For Abortion»-Body auf der Bühne zu sehen, ist weiterhin genial und mitreissend.