Kino: The Burdened

Über Jemen schweigt sich unsere Medienlandschaft meist aus, obwohl das Land seit vielen Jahren von Konflikten und Notständen durchgeschüttelt wird. Doch Wegschauen hilft niemandem, am wenigsten den unschuldigen Bewohner:innen des Landes. Einblick in deren Alltag bietet der Kinofilm «The Burdened» von Amr Gamal, eine Premiere für den hiesigen Verleih.

Zum ersten Mal in der Geschichte von Trigon-Film wird eine Produktion aus Jemen gezeigt, ein Land, in dem die Filmbranche und das Kinoangebot stark unter den politischen Zerwürfnissen gelitten hat. Umso erstaunlicher und eindrücklicher ist die Leistung von Gamal, der nach seinem erfolgreichen Debüt «10 Days Before the Wedding» bereits das zweite Drama auf die Leinwände bringen konnte.

«The Burdened» erzählt von einer Familie, die im Jahre 2019 durch den Bürgerkrieg und den nachfolgenden Veränderungen grossen Belastungen ausgesetzt ist. Vater Ahmeds Job ist gefährdet, das Geld fehlt und Mutter Irsa’a ist erneut schwanger. Ein weiteres Kind aufzuziehen ist in dieser Situation nicht möglich, doch gibt in der religiös bestimmten Gesellschaft einen Ausweg?

Ohne das Leiden, die Schicksalsschläge und Wendungen überdramatisch darzustellen, hat Amr Gamal einen Film der intensiven Emotionen geschaffen. Der Krieg, der unsichere Waffenstillstand, die lauernde Hungersnot und die Narben der Auseinandersetzungen finden in den Bildern Platz. Gefilmt im Breitformat, zeigen die oft statischen Kamerapositionen die Charaktere in ihrem Umfeld, voller Details und Vielfalt.

Das bettet «The Burdened» perfekt im Treiben der Stadt Aden ein, das fasziniert mit realistischer Wirkung. Einiges an Gamals Film ist vom westlichen Arthouse-Stil bestimmt, dank dem guten Spiel und den der intelligent eingebrachten Theatererfahrungen des Regisseurs wirkt der Blick auf Jemen niemals gekünstelt. Wahre Begebenheiten werden in diesem Film behandelt, für uns alle tut sich ein Blick in eine leider viel zu unbekannte Welt auf.