Kino: The Happiest Man In The World

von Michael Bohli • 16.05.2023

Regie: Teona Strugar Mitevska
Land: Belgien · Bosnien und Herzegowina · Kroatien · Dänemark · Mazedonien · Slowenien
Jahr: 2022
Verleih: trigon-film

Fröhlich ist in «The Happiest Man In The World» niemand. Der neue Spielfilm von Teona Strugar Mitevska zeigt die gesellschaftlichen Narben des Jugoslawienkriegs in ungewohntem Setting und mit viel Emotionalität.

Viel hat Asja von der Teilnahme an der Speed-Dating-Veranstaltung nicht erwartet, dass sie vor Ort auf einen Mann trifft, der auf schlimmste Weise mit ihrer Vergangenheit verbunden ist, ist allerdings eine schreckliche Überraschung. Da helfen weder die Moderatorinnen in Leopardenkleidern, die nach Schweizer Städten benannten Säle, noch die oberflächlichen Fragen zu Beziehung, Sex und Liebe.

Die Regisseurin Teona Strugar Mitevska hat sich für ihren Film «The Happiest Man In The World» viel vorgenommen und liefert einen zeitgemässen Kommentar zur gesellschaftlichen Situation im heutigen Balkangebiet ab. Nach ihrem satirischen Angriff auf die patriarchal-kirchlichen Strukturen mit «God Exists, Her Name Is Petrunya» von 2019 ist die neue Produktion eine Verarbeitung der Kriegstraumata.

Gemeinsam mit Drehbuchautorin Elma Tataragić hat Teona Strugar Mitevska die Geschichte entwickelt und eine Struktur geschaffen, die von anfänglicher Aufregung über Unbehagen zu intensiver Wut und Verzweiflung wechselt. Nicht alles an diesem Unterfangen geht auf, zu viele Punkte und Fragen werden eingebracht. Beeindruckend ist der Film dank der unerschrockenen Herangehensweise trotzdem.

Nicht nur scheint das Talent der Filmemacherin in allen Aspekten durch (Besetzung, Kamera, Musik und Ausstattung), auch wird man als Zuschauer:in emotional mitgerissen und hinterfragt selbst, wie mit bewaffneten Konflikten und deren Folgen umzugehen ist. Der abschliessende Tanz in der jugendlichen Menge liefert Katharsis, Zweifel und Narben bleiben.