von Michael Bohli • 12.11.2024
Regie: Mohammad Rasoulof
Land: Iran
Jahr: 2024
Verleih: trigon-film
Der Spielfilm «The Seed of the Sacred Fig» blickt auf die Anfänge der iranischen Proteste und Mohammad Rasoulof liefert eine eindringliche Perspektive auf den feministischen Widerstand.
Den Schauplatz, welcher Regisseur Mohammad Rasoulof für den finalen Abschnitt seines Films «The Seed of the Sacred Fig» gewählt hat, wird zum passenden Sinnbild für die unterwerfenden Strukturen des Patriarchats. Reaktionäre Hoffnungen und Gefühle auf brüchigem Boden; eine einzelne Gegenaktion reicht aus, um den Grund einstürzen zu lassen.
In der Realität verhält es sich nicht so einfach, dauert der Kampf für Gerechtigkeit, Gleichheit und Selbstbestimmung seit vielen Jahren an. Im Iran, wo der Film spielt, wurde die unter dem Namen «Frau, Leben, Freiheit» bekannte Bewegung im Herbst 2022 gestartet. Auslöser war der Tod von Mahsa Amini, die durch die Sittenpolizei misshandelt worden war.
Die darauffolgenden Proteste in Teheran betrachten wir in «The Seed of the Sacred Fig» durch die Augen einer Familie der Mittelschicht, deren Vater seit wenigen Tagen Untersuchungsrichter ist. Seine Frau und die zwei Töchter verbringen die Tage in der Wohnung und sehen die Ausschreitungen in Videos auf Social Media und den Nachrichten.
Behauptungen, Lügen, Sehnsüchte und Wut treffen aufeinander, die jungen Frauen können das Unrecht nicht länger hinnehmen. Doch wie sich wehren, wie gegen die patriarchale Struktur auflehnen und zugleich das Familienleben wahren?
Intensive Emotionen in packenden Szenen garantiert das Drehbuch, die Umsetzung von Rasoulof («There Is No Evil») glänzt mit Spannung, schönen Aufnahmen und dem starken Spiel des Casts. Trotz der Laufzeit wirkt der Film nie zu lang und ist ein mutiges Ergebnis.
«The Seed of the Sacred Fig» ist nicht nur eine couragierte Momentaufnahme, sondern Einblick in den feministischen Widerstand und eine eindringliche, berührende Erfahrung.