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Lichtspiele Olten: Kinokultur mit Tradition

von Cornelia Hüsser • 22.09.2023

Das altehrwürdige Kino Lichtspiele in Olten wird derzeit renoviert. Doch das Programm steht nicht still, im Gegenteil: Zu Gast im Capitol werden weiterhin Filme abseits der grossen Blockbuster gezeigt. Ein Gespräch.

Das Lichtspiele in Olten war das erste Gebäude, das 1916 in der Stadt als Kino gebaut wurde. 2009 wurde der Betrieb vom Verein Lichtspiele übernommen und bis zum heutigen Tag weitergeführt. Trotz umbaubedingten Umzug ins Kino Capitol steht der von Freiwilligen geführte Verein nicht still. Vielmehr sind in der neuen Heimat nebst dem regulären Programm auch Themenwochen und weitere Überraschungen in Planung.

Wir haben Vereinspräsident Emile Stricker zum Gespräch getroffen.

Phosphor: Ihr seid nun schon eine Weile zu Gast im Capitol. Wie fühlt es sich an?

Emile Stricker: Es ist sehr komfortabel. Allerdings haben wir unsere Identität etwas verloren; es war schön, einen eigenen Raum zu haben, der auch mit dem Namen übereinstimmt. Hier sind wir zu Gast. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance zu erkunden, was wir daraus machen können.

Wie es mit den ehemaligen Lichtspielen weitergeht, ist noch unklar.

Ja. Die Umbauarbeiten laufen auf Hochtouren, und wir sind im Gespräch mit dem Besitzer. Unser Wunsch ist natürlich, zurückzukehren.

Dieses Jahr hat sich auch der Vereinsvorstand neu formiert. Wie seht ihr die Entwicklung?

Der zurückgetretene Vorstand hat den Verein lange und erfolgreich geführt. Mit dem Umbau kam bei vielen Mitgliedern die Sorge auf, dass der Verein eine Pause einlegen würde. Eine Arbeitsgruppe hat aber die jetzige Lösung erarbeitet, und wir schauen mit viel Elan und Tatkraft in die Zukunft.

Die Lichtspiele sind auch eine Institution – die hoffentlich noch lange bestehen wird.

Den Verein gibt es seit 2009, das Kino wurde schon 1916 erbaut. Unseren Mitgliedern ist der Fortbestand ein Anliegen, viele engagieren sich freiwillig. Hinzu kommen Mitgliederbeiträge und Fördergelder. Nur so können wir in dieser Form überhaupt existieren: Filme zeigen, die vielleicht nur wenigen Personen besucht werden, würde rein wirtschaftlich betrachtet nicht rentieren.

Ist bei der Mitgliederzahl eine Entwicklung zu beobachten?

Wir haben immer um die 500 Mitglieder gehabt. Während der Pandemie haben wir einige verloren und hoffen jetzt, wieder auf diese Zahl zu kommen. Dazu probieren wir auch neue Formate aus – aktuell etwa die Themenwoche zu Lars Eidinger. Und es sind noch mehr Ideen da.

Was möchtet ihr als Lichtspiele nach aussen tragen?

Wir möchten ein Ort sein, der Platz für Film bietet. Man soll bei uns Filme sehen können, deren Fokus nicht unbedingt die Rentabilität ist. Das sind regionale und Schweizer Produktionen, aber auch Filme aus Ländern wie Georgien oder Senegal – Filme, die ihre Liebhaber:innen haben, aber nicht direkt die breite Masse ansprechen.

Hier in Olten habt ihr damit auch ein Alleinstellungsmerkmal.

Genau. Die anderen Oltener Kinos sind kommerziell ausgerichtet, wir kommen uns also in Sachen Programmation nicht in die Quere.

Das Arthouse-Publikum gilt als eher älter. Versucht ihr, auch jüngere Menschen anzusprechen?

Das gehört zu unseren Zielen. Wir wollen uns in diesem Bereich insbesondere mit KINOKONI Olten vernetzen, um gemeinsam neue Angebote zu schaffen, die für ein jüngeres Publikum interessant sind. Was die Filmauswahl betrifft, denke ich, dass diese bereits das Potenzial hat, auch junge Leute anzusprechen.

Welche Mittel nutzt ihr, um die Menschen zu erreichen?

Wir haben unsere Website und streuen unsere monatlichen Programmflyer. Demnächst werden wir auch auf Instagram präsent sein. Auch das sehen wir als Chance, ein jüngeres Publikum zu erreichen.

Könnt ihr euch auch vorstellen, den Raum zu öffnen – also nicht nur Filme zu schauen, sondern auch den Diskurs zu fördern?

Unbedingt, gerade im Rahmen von Themenabenden oder -wochen. Im November zeigen wir beispielsweise einen Musikfilm, dessen Protagonisten wir zu einem Abend mit Film und Gespräch eingeladen haben. Eine Einschränkung ist momentan, dass wir nur vier Abende pro Woche zur Verfügung haben.

Wie sind die Lichtspiele denn in Olten verankert?

Sehr gut. Wir spannen bei der Social-Media-Präsenz mit Olten Tourismus zusammen. Wir haben schon beim Oltner Kultur-Adventskalender «23 Sternschnuppen» mitgewirkt, und dieses Jahr sind wir auch beim Buchfestival dabei.

Hast du persönlich Lieblingsfilme oder -kinos?

Ich mag französische und lateinamerikanische Filme besonders. Und die Lichtspiele sind natürlich mein am häufigsten besuchtes Kino.

Besten Dank für das Gespräch.


Kulturtipp von Emile

Das Buchfestival Olten kombiniert Literatur mit Musik, Stadtrundgängen und mehr.

Kommende Highlights

Fallen Leaves„, der lakonisch ehrliche Blick auf den Alltag, meisterlich von Aki Kaurismäki inszeniert.

Until Branches Bend„, Sophie Jarvis inszeniert ein psychologisches Drama über Probleme und Verdrängung.

Anselm – Das Rauschen der Zeit„, die Dokumentation von Wim Wenders über den Künstler Anselm Kiefer.

Beyond Tradition – Kraft der Naturstimmen„, Rahel von Gunten und Lea Hagmann untersuchen den Begriff Tradition.

Verein Lichtspiele

Der Filmverein Lichtspiele verfolgt den Zweck, der Region anspruchsvolle Arthouse-Filme zugänglich zu machen. Damit soll das aktuelle Filmschaffen unterstützt und gefördert werden.

Aktuell finden die Vorstellungen im Kino Capitol in Olten statt.

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