Stream: Black Out

von Michael Bohli • 08.10.2023

Regie: Jean-Louis Roy
Land: Schweiz • Frankreich
Jahr: 1970

Die Angst vor der Katastrophe, das Einfamilienhaus als Reduit! «Black Out» von Jean-Louis Roy ist eine Schweizer Satire aus 1970 und dank Filmo wieder im Stream verfügbar.

Sauber, geordnet und streng geheim ist sie, die Bunkeranlage, die ein Ehepaar im Rentneralter besucht. Émile und Élise Blummer sind nicht nur beeindruckt, sondern von den angehäufte Notvorräten und den, vom Hauptmann beschworenen Katastrophen, regelrecht erschlagen.

Zurück im kleinen Einfamilienhaus mit Garten packt Frau Blummer das Fieber und sie beginnt Vorbereitungen zu treffen, um eine eventuelle Apokalypse zu überleben. Alle Schränke werden mit Nahrungsmittel vollgestopft, der Alltag und die Portionen rationiert. Bei Émile stösst sie auf wenig Begeisterung und dieser erlaubt sich einen Spass, der jedoch sehr schnell in Ernsthaftigkeit umschlägt und die beiden in Richtung Abgrund befördert.

Prepper, Unglücke und Angst vor der Versorgungslücke gibt es nicht erst seit der der Post-Truth-Welt, in der die Politik lieber mit Lügen um sich wirft, als für die Bevölkerung einzustehen. Bereits zu Beginn der Siebzigerjahre drehte Jean-Louis Roy einen Spielfilm, der die Themen satirisch und kritisch angeht.

«Black Out» ist kein inszenatorisches Spektakel, sondern die Betrachtung der Schweizer Denkweise und bünzligen Arroganz. Das Einfamilienhaus wird zum exklusiven Reduit, die zwischenmenschlichen Gräben werden im Notfall tiefer. Wunderbar wird das von Marcel Merminod und Lucie Avenay in den Hauptrollen gespielt, sonstige Schauwerte bietet die Produktion wenige.

Dafür serviert Jean-Louis Roy bissige Kommentare zwischen den Zeilen und «Black Out» dient in aktuellen politischen Diskussionen als geeignetes Mittel, um Schwurblern die Euphorie zu dämpfen. Der Film entlarvt die Panikmache, die unlogischen Denkweisen und die unmenschlichen Lügen, die zu oft als Fakten verkauft werden.

Schön, bietet die hiesige Filmgeschichte auch kuriose Geschichten – in dem Fall nicht verwunderlich, zeichnete sich Roy als Regisseur bereits für «L’inconnu de Shandigor» (1967), die surrealistische Persiflage auf den Spionagefilm, verantwortlich.

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