von Michael Bohli • 09.06.2023
Regie: Alain Resnais
Land: Frankreich
Jahr: 1959
Verleih: Trigon Film
Im Juni wird im Filmbulletin Club die Brücke zur aktuellen Printausgabe und der Nouvelle Vague geschlagen. Der Klassiker «Hiroshima Mon Amour» von Alain Resnais ist der Film im Stream.
Die Nouvelle Vague in Frankreich entstand aus Filmclubs, in denen Kritiker federführend waren. Alain Resnais hingegen kam durch die Pädagogik und Schauspielunterricht zum Dokumentarfilm und kreierte 1959 seinen ersten Spielfilm, «Hiroshima mon amour».
Ein Klassiker, einer der Grundpfeiler der neuen Welle und im Juni als Stream im Filmbulletin Club zu sehen. Das Magazin spannt mit der Wahl den Bogen von den Club-Wurzeln der Filmgeschichte und dem heutigen, digital erweiterten Auftritt. Doch besteht der Film den Test der Zeit?
Es ist unmöglich zu dokumentieren, was an diesem Ort geschah: Tu n’as rien vu à Hiroshima. – J’ai tout vu. Ein Film, der auf dem Dialog zwischen zwei Menschen basiert, die von den entgegengesetzten Enden der Welt stammen und die doch – wenn auch auf verschiedene Weise – ein Trauma verbindet.
Was zunächst als Dokumentarfilm geplant war, wurde zu einem Drama nach dem Drehbuch von Marguerite Duras. Ein geschickter Zug, mit dem Regisseur Alain Resnais zwei menschliche Regungen – die Liebe und die Grausamkeit – direkt in Kontrast setzt. Das Ergebnis ist ein zutiefst berührender, trauriger und wunderbarer Film.
Die Liebe zweier Menschen im Kontrast zu einem der grössten Verbrechen der Menschheit: Alain Resnais fantastischer Film «Hiroshima mon amour» ist eine Abhandlung von intimen Gedanken und zugleich eine Untersuchung der globalen Schuldfrage.
Private Intimitäten werden dem kollektiven Sein gegenübergestellt und durch den genialen Schnitt zusammengebracht. Die stilsichere Inszenierung und das grossartige Drehbuch resultieren in einem Drama, das zum Nachdenken anregt und Gewalt in jeder Form verteufelt. Eine Sternstunde der Nouvelle Vague aus Frankreich.
Filmbulletin Club: Transit (23-05) · Hiroshima mon Amour (23-06)
Lest unser Gespräch mit Filmbulletin Co-Chefredakteur Michael Kuratli.