Stream: Hope

von Michael Bohli • 12.07.2023

Regie: Boris Lojkine
Land: Frankreich · Nigeria
Jahr: 2014
Verleih: Trigon-Film

Der erste Spielfilm von Boris Lojkine zeigt die extreme Unmenschlichkeit, welche Flüchtlinge auf ihrem Weg erleben müssen. «Hope» ist Film des Monats Juli im Filmbulletin Club und relevant für die politische Diskussion.

Nach zwei Dokumentarfilmen widmete sich der französische Regisseur Boris Lojkine 2014 dem Thema der Flüchtlingskrise und inszenierte mit «Hope» seinen ersten Spielfilm. Ein direkter, ehrlicher und wuchtiger Film über zwei Menschen, die sich auf den beschwerlichen Weg nach Europa begeben.

Geleitet von der Hoffnung auf ein würdiges Leben, vertrieben von Unterdrückung und Gewalt – welche durch die politischen Entscheide Europas mitverursacht werden. Die neuen EU-Bestimmungen, die Stärkung von Frontex und der hierzulande herrschende Fremdenhass sorgen für immer extremere Zustände. «Hope» zeigt, was das für die Menschen aus Kamerun und Nigeria bedeutet, was unsere arrogante Festung Einzelpersonen antut.

Conny

Schon in den ersten Minuten des Films ist klar: Auf der Flucht zu sein, ist hart – als Frau umso mehr. «Hope» zeigt sehr eindrücklich die prekäre Lage einer jungen Frau, die sich alleine auf den Weg nach Europa gemacht hat. Sie wird belästigt, ausgebeutet und vergewaltigt. Ebenso wird ihr fast zum Verhängnis, dass sie aus dem «falschen» Teil Afrikas kommt – der Rassismus unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist enorm, die Missgunst bedrückend.

Und wer es trotzdem schafft, steht zum Schluss vor der Festung Europa: einer schier unüberwindbaren Mauer. Einmal mehr wird die erbarmungslose Haltung der europäischen Staaten deutlich; Geflüchtete aus dem globalen Süden sind hier nicht erwünscht. «Hope» schönt nichts – und sollte genau darum in ganz Europa gesehen werden.

Michael

«Die Reise der Hoffnung» liegt lange zurück, die gesellschaftlichen Probleme und Fragen zu Migration und Flucht wurden in den Jahren nicht kleiner. Was trotz menschenverachtender Politik in Europa nie aufgegeben wurde, ist die Hoffnung. Boris Lojkine benannte in seinem Drama die weibliche Hauptfigur danach, und lässt uns alle an ihrem schrecklichen Weg von Nigeria nach Europa teilhaben.

«Hope» ist ein Spielfilm, der ungeschönt den täglichen Überlebenskampf auf der Fluchtroute auf die Leinwand bringt, ohne Klischees oder Weichzeichnung. Brutalität, sexuelle Gewalt und die gnadenlose Haltung der Staaten werden in realistisch wirkenden Szenen gezeigt, einzelne Momente der Zuneigung bringen die Menschlichkeit zurück. Ein eindringlicher, wichtiger Film.


Filmbulletin Club: Transit (23-05) · Hiroshima mon Amour (23-06) · Hope (23-07)

Lest unser Gespräch mit Filmbulletin Co-Chefredakteur Michael Kuratli.