Stream: Im Nordwind

Man sieht den Aufnahmen an, dass «Im Nordwind» von 2004 stammt und mit eher kleinem Budget gedreht wurde. Graue Umgebungen, zurückhaltende Ausstattung und wenig Schauwerte – diese Reduktion passt gut zur gezeigten Geschichte über die gehobene Mittelklasse.

In Bettina Oberlis Debüt begleiten wir einen Familienvater, der sich nach der Entlassung aus einer Führungsposition nicht mehr zurechtfindet und seiner Familie die Veränderung verschweigt. Während seine Frau sich mit Angstzuständen, Einsamkeit und der Inneneinrichtung des geplanten Einfamilienhauses umherschlägt, driftet die Tochter immer weiter von den Eltern weg.

Alle drei Personen erleben isoliert ihren Alltag, Aussprachen und emotionale Verbindungen finden nicht statt. Als die finanzielle Situation prekärer wird, drängen Verzweiflung und Wut an die Oberfläche und bringen das Leben ins Wanken.

Wohlstand, Sicherheit und die bürgerlichen Normen: «Im Nordwind» greift mit der Geschichte die eingerosteten Aspekte des Mittelstandes in der Schweiz an. Das ist weder besonders innovativ noch clever gelöst. Das Drehbuch beinhaltet viele klischierte Momente, die Figuren wirken schablonenhaft und die Mundartdialoge gestellt. Leider ist auch das Spiel, trotz André Jung in der Hauptrolle («Wanda, mein Wunder»), hölzern.

Dass der Spielfilm sehenswert ist, verdankt «Im Nordwind» dem spürbaren Talent von Bettina Oberli («Le vent tourne», «Die Herbstzeitlosen») und dem Ausbleiben eines Happy Ends. Die gezeigten Schicksale wirken so trist wie die Betonwüsten vor dem Wolkenhimmel, das kapitalistisch gesteuerte Leben lässt die Figuren auflaufen.

Während in der Eisdiele Songs von Lunik laufen und sich die Jugend mit Untergrundkultur ablenkt, werden die Konflikte zwischen Eltern und Kindern immer intensiver. Oberli bietet mit dem Spielfilm keinen Ausweg, sondern eine beklemmende Warnung.

Der Film «Do It» ist ebenfalls Teil von «unterwegs», der 17. Staffel von Filmo.

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