von Michael Bohli • 04.04.2024
Regie: Jackie Brutsche
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Verleih: Filmbringer Distribution AG
Jackie Brutsche, bekannt als Mitglied von The Jackets und The Sex Organs, macht sich im Dokumentarfilm «Las Toreras» auf die Suche nach Antworten zu ihrer familiären Vergangenheit.
In jeder Familie existieren Schatten, in jeder Verwandtschaft gibt es tragische Schicksale. Jackie Brutsche, die seit vielen Jahren als kreative Person in der Schweizer Kulturszene unterwegs ist, hatte es in ihrer Kindheit besonders schwer. Ihre Mutter Carmen übte nach vielen Jahren schwerer Depression Suizid aus. Mit der Dokumentation «Las Toreras» machte sich Brutsche auf die Suche nach Antworten.
Mehrschichtig aufgebaut, ist die Dokumentation eine Annäherung an die Familie, an die psychische Erkrankung der Mutter und an die persönliche Verarbeitung der emotional traumatisierenden Jahre. Jackie Brutsche vermischt interessante Interviews mit ihren Verwandten und in Spanien gedrehte Szenen, in denen sie als Jack Torera das Leben von Carmen Brutsche fiktiv besucht und deren Depression wortwörtlich bekämpft.
Dies ermöglicht es der Regisseurin, ihre eigene Herangehensweise an tragische Ereignisse in der Dokumentation beizubehalten und ihren geglückten Werdegang als alternative Künstlerin zu illustrieren. «Las Toreras» dient nicht dazu, die absolute (nicht existente) Wahrheit zu finden, sondern Perspektiven und Raum zu schaffen.
Die Gegenüberstellung der Gespräche mit Menschen aus der Schweiz und aus Spanien streicht die kulturellen Unterschiede betreffend Familienbild und Umgang mit psychischen Krankheiten heraus; Carmens Lebensgeschichte wird zur Gratwanderung zwischen Selbstermächtigung und Untergang. Gegenseitige Vorwürfe und fehlende Selbstreflexion stehen im Raum.
«Las Toreras» ist ein Film über Depression, gesellschaftliche Akzeptanz und Aufarbeitung. Vieles bleibt am Ende offen, doch eine Sensibilisierung findet statt. Genau darum geht es bei solchen Schicksalen – um Verständnis und gemeinsame Bewältigung.