von Michael Bohli • 20.02.2024
Regie: Kurt Hoffmann
Land: Schweiz • BRD
Jahr: 1961
Verleih: Praesens-Film AG
Warum nicht ein Märchen zu einem Musical im Schnee umdichten? Geschehen mit «Schneewittchen und die sieben Gaukler» Anfang der Sechzigerjahre; das «Frostical» ist jetzt Teil von Filmo.
Unglaublich, was bei «Schneewittchen und die sieben Gaukler» alles zusammenkommt und in Songs zelebriert wird: Das bekannte Märchen dient als Grundgerüst, die Festtage werden in einem alten Hotel in St. Moritz verbracht, die weibliche Hauptperson ist Heizungsfachfrau, ihre Rivalin eine laszive Sängerin und zusätzlich poltern sieben Gaukler vom Zirkus Monti durch das Geschehen.
Was unter der Regie von Kurt Hoffmann 1961 in das Gefäss des Musicals gepresst wurde, sprengt einige Rahmen. Nach der Kaufrausch-Nummer im Jelmoli lassen wir Zürich hinter uns und verbringen die restliche Laufzeit im Schnee. Im Zentrum die sympathische Caterina Valente, welche ihre Handlungen mit repetitiven Songs kommentiert, ihren Hund Herr Schmidt stets dabeihat und sich gegen viel Sexismus behaupten muss.
Ja, die Sechzigerjahre fliessen aus dem Film und neben dem angestaubten Humor im Drehbuch sind Stereotypen, leichten Rassismus und flache Kalauer grosse Bestandteile des Films. Trotzdem, dieses zu Marketingzwecken «Frostical» genannte Vergnügen macht weiterhin Freude, die Slapstickszenen sind toll choreografiert und die sanfte Kritik an Kapitalismus und den Arbeitsbedingungen überrascht.
Mit heutigen Sehgewohnheiten ist es nicht immer einfach, «Schneewittchen und die sieben Gaukler» alles zu verzeihen. Als Unikum in der Schweizer Filmgeschichte und als Blick zurück in vergangene Zeiten eignet sich die Produktion sehr wohl. Schliesslich wird sogar Zofingen namentlich erwähnt. Bloss, was wird nun aus dieser Heizung?