10 Jahre Salon der Gegenwart

Wie oft wurde die figurative Malerei bereits von Kritiker:innen und Künstler:innen gleichermassen beerdigt? Allen Unkenrufen zum Trotz hält sich die Strömung wacker und jedes Jahr treten neue Namen mit interessanten Werken auf. Vorhang auf für den Salon der Gegenwart.

2014 von Giampaolo Russo in Zürich gegründet, steht die lose zusammengestellte Gruppe für die kontemporäre figurative Malerei ein und bietet ein Gefäss für Ausstellungen und Austausch ausserhalb des elitären Business. Das zehnjährige Jubiläum findet in den oxyd-Kunsträumen in Winterthur und dem Kunsthaus Zofingen statt.

Und wie, werden im Barocksaal des Hauses rund 140 Gemälde gezeigt, die von etwa 40 Künstler:innen präsentiert. Das ist überbordend, faszinierend, beeindruckend und spielerisch. Eine Rundumschau mit Namen aus der Region (Magdalena Suter und Christina Gähler etwa), eine Vielfalt mit dichter Hängung und neue Lieblingsbildern bei jedem Durchgang. Bloss auf die Uhr solltest du dich nicht verlassen.

Der Raum eignet sich für ein Spiel: Finde die Bilder bestimmter Maler:innen, ohne die Legende als Hilfe zu benutzen. Das birgt Überraschungen und Erkenntnisse, das erweitert den Horizont. Wie die Ausstellung allgemein, die der beste Beweis für die Lebendigkeit der heutigen Malerei in der Schweiz erbringt.

Zwei Blicke zurück offerieren die zusätzlichen Räume. Im Obergeschoss gibt es einen Gedenkraum für die 2023 früh verstorbene Andrea Muheim, Gründungsmitglied des Salons. Ihre Bilder setzen Körper und Figuren aus ihrem Umfeld in flächige Bilder mit bestechender Wirkung. Das Erdgeschoss des Kunsthauses verbindet den Salon mit Zofingen.

Renate Bodmer war eine Malerin, die im Stillen arbeitete und neben ihrem bekannten Ehepartner Bendicht Fivian nie ins Rampenlicht kam. Nun endlich wurde das Vermächtnis der 2020 verstorbenen Künstlerin aufgearbeitet und darf in Winterthur und Zofingen betrachtet werden. Grossformatige Alltagsszenen, wie Comic-Panels und nicht ohne Humor etwa.

Kleine Werke aus Paris und mehrere gemalte Selbstportraits, welche den wachen Geist Bodmers in ihr Schaffen einführten, das oft an der Fantastik grenzte, erweitern das Verständnis für ihr Wirken. Eine späte, aber verdiente Würdigung, eine geschickte Ergänzung zum Jubiläum.