Aargauer Kunsthaus: Auswahl 23

Alle Jahre wieder: Bevor sich die Adventszeit zu Ende neigt, darf im Aargauer Kunsthaus die Werkschau des kantonalen Kunstschaffens begutachtet werden. 2023 wurde aus rund 200 Einsendungen von der Jury eine Auswahl getroffen, die sich medial vielseitig zeigt und einige Wiedersehen bereithält.

Mit «Zofinger Luft» von Françoise Caraco, der «Frankfurter Flanierkarte» von Esther Ernst und «Das andere Quartier» von Andreas Hofer sind Exponate zu sehen, die im Kunsthaus Zofingen ihren grossen Auftritt hatten. In Aarau fügen sich die Werke in die vielfältige Präsentation ein. Leinwände, Gegenstände und Screens gibt es zu entdecken, alles dazwischen ebenso.

Die minimale Schönheit von «taped» (Valérie Balmer) löst gleichermassen Reaktionen aus, wie die raumfüllende Installation «Blurred» von Laura Mietrup. Präzision und Vision sind zwei Stichwörter, die in der «Auswahl 23» präsent sind. Die Künstler:innen betrachten unsere Welt mit wachem und klarem Blick, enge Gedanken werden aufgesprengt.

Aus der Frage «I am a woman, am I not?» wird bei Lan Nguyen eine malerische Antwort, Georg Aerni findet fotografisch drei humorvolle Momentaufnahmen der absurden Wirklichkeit. Wer sich der Soundinstallation «Turbulent Currents – Douro» von Christoph Brünggel hingibt, der spürt nicht nur die Wucht der Stromerzeugung, sondern das Gewicht, welches auf der Decke des Untergeschosses lastet.

Auch bei «swimming in a sea of what could be» wird die Erfahrung ganzkörperlich, als Gang durch die Videoprojektionen von Leonie Brandner. Mysteriös und beinahe «lynchian» die Videoinstallation «Muscle Memory» von Victoria Holdt, politisch brandaktuell Ruben Hollingers Beitrag «fancy not fency». Dagegen wirkt das Gemälde «Platz» von Edlyn Brucker wie eine Bestätigung der ruhigen Schönheit auf der Welt.

Die «Auswahl 23» bietet zu viele Eindrücke, Erfahrungen und grossartig ausgeführte Werke, um alle zu erwähnen. Das Beste an der Werkschau ist aber nicht die Fülle, sondern die Unterschiede in der Wahrnehmung, die durch alle Besucher:innen geformt werden. Das regt zu Gesprächen an, das will verglichen werden, bestenfalls direkt vor der Fassadenarbeit von Gast-Künstlerin Olivia Wiederkehr.

Weiterhin in Aarau ist die sehr lohnende Ausstellung «Stranger In The Village» zu sehen.