von Michael Bohli • 13.05.2023
Die Ausstellung «Bunt entfaltet sich mein Anderssein» versteht sich nicht als Retrospektive auf das fotografische Schaffen der Künstlerin Annelies Štrba. Sehr wohl aber lässt die Präsentation der Fotostiftung Schweiz in Winterthur weit in die Vergangenheit blicken.
Zufälle und Verbindungen sucht der Mensch gerne, sorgen diese für überraschende Momente im Leben. Dass aktuell die sehr gelungene Dokumentation «All The Beauty And Bloodshed» (Laura Poitras, 2022) über die Fotografin Nan Goldin in den Kinos zu sehen ist, fügte sich als Gedanken im Hinterkopf während des Besuches der Ausstellung «Bunt entfaltet sich mein Anderssein» perfekt ins Gesamtbild.
Das Werk von Annelies Štrba, welches in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur präsentiert wird, ist gleichermassen intim und privat. Im Gegensatz zu den aktivistischen Strömungen Goldins sind die Aufnahmen von Familienmitgliedern, Gebäuden und Pflanzen aber versöhnlicher, halten diese Erinnerungen, Gedanken und Träume fest. Vergrössert und aufgezogen, hinter Glas gebracht oder auf die Wand projiziert – das gezeigte Schaffen stammt grösstenteils aus der Sammlung des Hauses und zeigt das Frühwerk der Künstlerin.
Eine Zeitreise stellen die Aufnahmen aus der Familienwohnung dar, ein wärmender Blick auf das Chaos, welches dieses Zusammenleben bedeuten kann. Körper, Glieder und Gegenstände; ein Durcheinander, das in seiner Ehrlichkeit nicht selten inszeniert wirkt. Was in den Neunzigerjahren verpönt war und in Kunstkreisen nicht als Fotografie betrachtet werden wollte, zeigt sich heute als notwendiger Bruch mit den Normen.
Dass Annelies Štrba ihr Oeuvre mit Videoarbeiten und stark bearbeiteten Bildern erweiterte, wird in Winterthur ebenfalls beleuchtet. Arbeiten, die mal an Pipilotti Rist erinnern, dann wieder die Welt in eine traumähnliche Realität bringen. Schlafende Kinder, prächtige Farben: «NYIMA» und «Momoka» bringen die Künstlerin mit ihrer Enkelin zusammen, die familiäre Bindungen in den Arbeiten bleibt.
Das Highlight von «Bunt entfaltet sich mein Anderssein» sind die zwei Diaschauen «Shades Of Time» und «Noonday». Als digitale Projektion abwechselnd gezeigt, lassen die Projektionen das Schaffen mit emotionaler Wirkung in seiner Gesamtheit erfassen. Häuser und Gesichter verbinden sich zu einer Geschichte, verwackelte Motive erhalten einen Sinn. Musikalisch durch Peter Ford, respektive Samuel Schobinger begleitet, entfaltet sich eine grosse Magie aus dem Persönlichen ins Universelle.
Annelies Štrba: Bunt entfaltet sich mein Anderssein
Ort:
Fotostiftung Schweiz
Datum:
25.02. bis 13.08.2023
Website:
fotostiftung.ch