Delphine Reist: ÖL [oil, olio, huile]

Kunst, die exakt ausgeführt präsentiert wird, sagt mir sehr zu. Moderne Werke, die mit wenigen Elementen und Leerräume auskommen haben eine beruhigende und stimulierend reizvolle Wirkung. Auf die Objekte, welche Delphine Reist in der Ausstellung «ÖL [oil, olio, huile]» versammelt hat, trifft das zu.

Tuschkreise auf grossen Papierbögen, an der Wand angebrachte Jalousien und auf dem Parkett verteilte Plastikkessel – jeder Gegenstand und jedes Material ist genau ausgemessen und platziert. Die Simplizität des ersten Eindrucks führt zu den komplexen Hintergründen, welche in den Werken stecken.

Reist hat sich für «ÖL [oil, olio, huile]» mit dem Schlagwort Arbeit auseinandergesetzt und dekonstruiert die gesellschaftlichen Grundsätze, welche herrschen. Aus leblosen Werkzeugen und Objekten werden in der Ausstellung Individuen, gleichzeitig verschwindet der Mensch aus der Präsentation. Die verursachten Schäden und Probleme bleiben allerdings.

Das Anthropozän dringt durch jedes Kunstwerk, Schlagworte werden abstrahiert und die Leitern des Ausstellungspersonals dürfen einen Tanz wagen. In solchen Momenten schleicht sich die Komik ins Museum, wie etwa bei der Videoarbeit «Averse», in der Leuchtstoffröhren aus ihren Gehäusen fallen und ein Büroraum in die Dunkelheit führen.

Ruhig liegen die Sporttaschen auf der Brüstung des Ausstellungsraumes, ein Stockwerk höher tropft langsam das titelgebende Öl aus den angebrachten Fässern. Eine stetige Veränderung, mit der Delphine Reist in Basel Bezüge zur örtlichen Industrie schafft und zugleich die Endlichkeit und katastrophalen Szenarien des Rohstoffs herausstreicht.

Bevor wir uns erneut in auslaugende Tätigkeiten stürzen, deren Sinn und Ziel wir gar nicht kennen, ist der Besuch im Museum Tinguely vorzuziehen und unsere Beziehung mit der Arbeitswelt in Frage zu stellen.