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Eva Aeppli und die Weltbetrachtung

von Michael Bohli • 14.03.2025

Eva Aeppli wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden, zum Geburtstag gibt es im Kunsthaus Zofingen eine zum Dialog gewordene Ausstellung mit vier Künstler:innen.

Wie hat sich die Welt in den letzten 100 Jahren entwickelt, wie nehmen die Menschen ihre Umgebung wahr? Die Ausstellung «Eva Aeppli im Dialog» im Kunsthaus Zofingen bietet mehrere Blicke auf die stete Veränderung und lässt Gespräche zwischen den Zeiten und Positionen entstehen.

1925 in Zofingen geboren, hat Eva Aeppli in ihrem künstlerischen Wirken die dunklen Seiten des 20. Jahrhunderts festgehalten und ohne ihre Arbeiten zu erklären intensive Positionen und Aussagen geschaffen. Mit Bildern, Puppen und Objekten arbeitete sie gegen das Vergessen, das Kunsthaus lässt die Erinnerungen an die Künstlerin aufleben.

Einzelne Leihgaben aus Sammlungen verteilen sich im Gebäude, Figuren sitzen im Raum und Bilder blicken uns an. Dieser starken Emotionalität wurden Werke von Peter Aerschmann, Nici Jost, Augustin Rebetez und Ana Vujić gegenübergestellt, teils für die Ausstellung geschaffen, teils aus dem Fundus der Künstler:innen gehoben.

Dieser Brückenschlag zwischen Gegenwart und Vergangenheit lässt eine kraftvolle Wirkung entstehen, wie es die rosa Ecke von Nici Jost (in Arni tätig) im Erdgeschoss zeigt. Details von Aepplis Arbeit wurden zu neuen Bildern, die farbig gestrichene Wand und die Teilaspekte der KI-Mitarbeit lassen über Fortschritt und Menschlichkeit nachdenken.

Nahe an den Abgrund des Daseins bringen uns die Bilder und Leuchtkästen von Augustin Rebetez aus dem Jura, dessen eigene Formensprache sehr nahe an Aepplis Esprit funktioniert und aus demselben Unterbewusstsein zu kommen scheint. Morbide Stimmungen mit ausdrucksreicher Handschrift, was sich auch in den sehr grossen Kohlezeichnungen von Ana Vujić sehen lässt.

Die Künstlerin aus Basel bringt in ihren oft sehr persönlichen Bildern Leid, Dunkelheit, Vergänglichkeit und Gewalt zusammen, lässt raumfüllend die bekannte Welt aufbrechen und veranschaulicht den Kontrollverlust. Im Obergeschoss des Kunsthauses schafft Vujić die Grundlagen für eine neue Weltsicht, im Saal daneben ringen Leblosigkeit und Bewegung um die Vorherrschaft.

Während Aepplis Puppe wie ein Monster aus «The X-Files» mittig im Raum thront, lässt Peter Aerschmann aus Bern in seiner Videoarbeit die Figuren tanzen. Wer hält die Fäden von unserem Dasein in der Hand, wie werden wir kontrolliert? Fragen, die in den restlichen Videos wieder auftauchen und Gefühle mit Bewegungen verbinden.

Dank all diesen Positionen, Rückbezüge und Verwandtschaften ist «Eva Aeppli im Dialog» eine Ausstellung voller Empfindungen und keineswegs eine statische Huldigung.


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Eva Aeppli im Dialog

Ort:
Kunsthaus, Zofingen

Datum:
15.03. bis 15.06.2025

Website:
kunsthauszofingen.ch

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