von Cornelia Hüsser • 30.06.2023
Mit ihren humorvollen und pointierten Comics hat sich Liv Strömquist weit über die Genregrenzen hinaus einen Namen gemacht. Eine kleine, aber feine Werkschau lässt sich derzeit im Strauhof in Zürich geniessen.
Ob Kylie Jenner, Kaiserin Sisi oder sämtliche Exfreundinnen von Leonardo Di Caprio: Die weibliche Perspektive steht bei Liv Strömquist stets im Zentrum. Die schwedische Comic-Künstlerin beschäftigt sich in ihren Werken mit dem Feminismus in unterschiedlichen Kontexten. Sie reichen von der Antike bis hinein in die Popkultur – und dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen.
Während sich ihre früheren, auch auf Deutsch erschienenen Werke – «Der Ursprung der Liebe» und «Der Ursprung der Welt» – auf satirische und gleichzeitig wissenschaftliche Weise mit Beziehungen, Heterosexualität und der Kulturgeschichte der Vulva auseinandersetzen, gehen es die später erschienenen Bände zunehmend lockerer an. In «I’m every woman» dekonstruiert Störmquist den Mythos des männlichen Genies, plädiert mit «Ich fühl’s nicht» für eine von den Zwängen der Konsumgesellschaft befreite Liebe und hält uns «Im Spiegelsaal», nun, den Spiegel vor. Stete Begleiter der Panels sind Fussnoten mit Quellenangaben, Anmerkungen oder Hinweisen zu weiterführender Literatur. Erst kürzlich erschienen ist «Liv Strömquists Astrologie» – hier ist Strömquist erstmals (fast) ganz unwissenschaftlich unterwegs.
Im Strauhof sind Auszüge aus all diesen Werken zu betrachten. Die Ausstellung ermöglicht einen breit angelegten Einblick in Strömquists Gesamtwerk; die Panels wurden so gewählt, dass sie für sich stehen können. Aufgemotzt werden die gross gedruckten Illustrationen mit fantastischen Vulva- oder Menstruationstapeten. Dazu gibt es Interviewaufzeichnungen und Lesungen mit bekannten Gesichtern zu sehen, darunter Bela B. Felsenheimer oder Hella von Sinnen. (Und dann hängt da noch das illustrierte Booklet zu «Shaking The Habitual» von The Knife, das man allenfalls, wieder zu Hause angekommen und neugierig, auch in des Mitbewohners Plattensammlung entdeckt.)
Wer das Werk von Liv Strömquist noch nicht kennt – oder gerade erst mit dem Eintauchen begonnen hat –, kann sich im Strauhof also bestens für die weitere Lektüre inspirieren lassen. Und auch wer sich schon alles, was gedruckt und gebunden verfügbar ist, zu Gemüte geführt hat, kann hier noch das eine oder andere Extra entdecken und sich an der liebevollen Gestaltung der Räume erfreuen.
Wer sich darüber hinaus für Literatur interessiert, besucht die gleichzeitig laufende Ausstellung «litafrika – Artistic Encounters». Sie präsentiert acht Romane der afrikanischen Gegenwartsliteratur und überträgt diese nicht nur in andere Sprachen, sondern auch in andere Kunstformen wie Performances oder Musik. Das Resultat lässt die Betrachtenden eintauchen in verschiedenste Welten und Lebensrealitäten – immer mit dem Fokus auf die jüngere Vergangenheit.
Liv Strömquist: Fruits of Knowledge
Ort: Strauhof, Zürich
Datum: 08.06. bis 03.09.2023
Titelbild: The Night Garden – Tvillingar. Installation in der Metrostation Slussen, Stockholm, 2017–2019. © Liv Strömquist
Porträt: Liv Strömquist. © Maja Flink