von Michael Bohli • 07.05.2023
Mit «Studio Paintings 1988-2022» zeigt das Kunstmuseum Bern eine Rückschau auf das selten gezeigte Schaffen der deutschen Künstlerin Katharina Grosse. Eine Ausstellung voller Farben, grossen Leinwänden und Versuche, die einengenden Formen aufzusprengen.
Kunst eröffnet den Dialog, intellektuell und emotional. Manchmal ist es wie eine Welle, die beim Betrachten eines Werkes über das Herz schwappt; ein himmelhohes Gefühl. Passenderweise sind die Bilder von Katharina Grosse, welche im Kunstmuseum Bern gezeigt werden, mehr als formatsprengend und teilweise stockwerkübergreifend.
Die Künstlerin aus Deutschland wurde mit ihren Interventionen in der Natur und in konkreten Räumen weltbekannt, Grenzen im Bezug auf Formate und Platzbedarf scheint es in ihrem Schaffen keine zu geben. «Studio Paintings 1988-2022» rückt als Ausstellung allerdings nicht ihre Monumentalität, sondern die selten gesehenen Arbeiten aus dem Studio in den Vordergrund. Farbwunder auf Leinwänden, rechteckig oder ohne strikte Form.
Mehr als dreissig Jahre des kreativen Wirkens wurde in den Räumlichkeiten versammelt, eine grosse Spannweite, die sich in den Ausführungen der 43 Bildern zeigt. Von kleineren Gemälden, in denen mit wenigen Formen und Farben gearbeitet wurde; bis zu den zerschnittenen Leinwänden, die eine dreidimensionale Wirkung in die gesprayten Motive transportieren. Eine Dichte findet sich überall, Katahrina Grosse arbeitete nie ohne tiefreichende Gedanken.
Der Einbezug der Natur, die Verwendung des gesamten Körpers beim Schaffen der Kunst, die Mischung von ungewohnten Materialien, Schablonen und Pigmenten – «Studio Paintings 1988-2022» bringt all das zusammen. Thematisch gruppiert, lassen sich Verbindungen durch die Jahrzehnte finden, Neonfarben prallen auf Strichgruppierungen, ungeahnte Ebenen öffnen sich auf den Leinwänden.
Katharina Grosse, welche 1961 in Freiburg im Breisgau geboren wurde, trifft mit ihrer Kunst Herz und Kopf. Die Farbgebung, die Strichführung, die Kombinationen und Möglichkeiten: Ohne konkrete Formen abzubilden, werden Assoziationen geweckt, Bewegungen evoziert. Man steigt mit den bedruckten Stoffbahnen in die Höhe, wird vom Gitternetz aufgefangen und verliert sich in den unendlichen Punktwolken.
Die Ausstellung «Studio Paintings 1988-2022» ist bis am 25. Juni 2023 im Kunstmuseum Bern zu sehen.
Kuratiert von Kathleen Bühler.
Katharina Grosse: Studio Paintings 1988-2022
Ort:
Kunstmuseum Bern
Datum:
03.03. bis 25.06.2023
Website:
kunstmuseumbern.ch