von Michael Bohli • 22.11.2023
Die Gruppenausstellung «Video*Kunst» mit 14 Künstlerinnen greift im Kunsthaus Zofingen zum ersten Mal das bewegte Medium auf. Mit Überraschungen, Verbindungen und Ausbrüchen.
Die Begegnung auf Augenhöhe ist wünschenswert, aber im Kunstgeschäft vielfach nicht möglich. Das zeigt Luzia Hürzeler mit ihrer Arbeit «Im Bilde sein» und springt selbst in einem Monitor in die Höhe – bis die Kräfte nachlassen. Ein geschicktes Spiel mit den Umständen, der Zeit und der Technik; und eine grossartige Eröffnung in die Ausstellung «Video*Kunst» im Kunsthaus Zofingen.
Was diese Gruppenausstellung zum Thema der bewegten Bilder bietet, ist in diversen Aspekten ein Novum für das Haus und zugleich eine vielschichtige Beschäftigung vieler Stichworte. Das Schaffen mit Video ist stets eine Auseinandersetzung mit der Zeit, den Möglichkeiten und der Gesellschaft. Was vor 60 Jahren begann, wurde durch den Fortschritt zugänglicher; zugleich haben die Aufnahmen den Rahmen des Monitors verlassen.
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So braust in Zofingen eine Frau in ihrem Cabriolet an der Wand des barocken Saals davon («Goodbye» von Zilla Leutenegger) und Daniela Keiser zeigt uns «Demets Augenblicke» als Projektion auf einem umgekippten Tisch. Die Architektur des Museums und der Altstadt werden von BiglerWeibel für «Fleisch am Bau» aufgegriffen und transformiert – die Arbeit wird ausserhalb der Öffnungszeiten als Rückprojektion und bei der Buchhandlung Leserei sichtbar.
«Video*Kunst» blickt auch zurück auf die Geschichte des Videoschaffens und lässt die Flammen bei Franziska Megerts «Das Spiel mit dem Feuer» lodern, präsentiert die gerahmten «Sonntagsbilder» von Ursula Palla und lässt die Besucher:innen die Standbilder von Pipilotti Rist genauer untersuchen. Ein Brückenschlag durch die Jahrzehnte und der Beweis, dass Frauen schon früh die Videokunst geprägt haben.
Ein Umstand, der in der Ausstellung damit aufgegriffen wird, dass keine Arbeiten von Männern zu sehen sind, dafür neue Sichtweisen auf die Geschlechter und die Welt. «Geoengineering» von Judith Albert schraubt an der Umwelt, Ingeborg Lüscher behandelt auf aufwühlende Art den Konflikt zwischen Israel und Palästina mit «Die andere Seite».
Das Kunsthaus Zofingen hat mit der ersten Ausstellung zur Videokunst eine fesselnde Bandbreite mit beeindruckenden Werken zusammengestellt. Eine zeitgenössische Schau, die durch das Café Uferlos mit Gesprächen ergänzt und vielschichtig präsentiert wird.
Video*Kunst
Ort:
Kunsthaus, Zofingen
Datum:
18.11.2023 bis 18.02.2024
Website:
kunsthauszofingen.ch
Titelbild: Daniela Keiser, Demets Augenblicke, 1999, © Daniela Keiser und Galerie Stampa