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León Hess im Gespräch

von Michael Bohli • 28.06.2024

Mit seiner zweiten Einzelausstellung zeigt der junge Künstler León Hess ältere und brandneue Werke in Zofingen. Wir haben mit ihm über seine kreative Arbeit gesprochen.

León Hess aus Aarburg besucht zurzeit die Kantonsschule in Zofingen und widmet sich in seiner Freizeit der Kunst. Seit Kindheit ist er kreativ tätig und hat vor wenigen Jahren begonnen, fotorealistische Bilder mit Kohle und Tuschestifte zu zeichnen.

Wir haben uns mit dem jungen Künstler im Bonheur in Zofingen getroffen, als er sich während dem Aufbau der aktuellen Ausstellung Zeit für ein Gespräch genommen hat. Seine Bilder werden die nächsten Monate in der Bar zu sehen sein, die Vernissage findet am Samstag, 29. Juni, um 19.30 Uhr statt.

Phosphor: Wir sind hier beim Aufbau deiner Ausstellung. Wie geht es dir?

León: Ich freue mich sehr. Es ist meine zweite Ausstellung als Solokünstler, und meine Bilder werden auf ein anderes Publikum treffen als bei der ersten im Kantonsspital Olten. Die Möglichkeit dort war super und ich konnte sehr viele Bilder verkaufen, was mich total überrascht hat. Ich hatte das Glück, dass die Bilder öffentlich während mehrerer Monate zugänglich waren.

Ich mag es, dass die jetzige Ausstellung in einem Café ist, in dem die Besucher:innen neben meinen Bildern sitzen und die Zeit geniessen. Das verändert die Stimmung, auch im Vergleich zu den davor ausgestellten Fotografien von Ricardo Amaral.

Du stellst im Bonheur auch neue Werke aus.

Ja, einen Grossteil der Bilder habe ich neu geschaffen. Diese sind unterschiedlich, von realistischen bis zu abstrakten Motiven – beispielsweise habe ich auch mit Schrift gearbeitet.

Weiterhin aber arbeitest du mit Kohle.

Ja. Die schwarzweisse Ästehtik beizubehalten, ist mir wichtig. An meinem Stil arbeite ich noch, aber es soll klar zu erkennen sein, dass die Bilder von mir stammen.

Was inspiriert dich?

Früher habe ich viel ab Vorlage gezeichnet. Mittlerweile suche ich auch andere Inspirationsquellen. Das können Fotos von Freunden, meiner Umgebung oder auch Musik sein. Auch Bilder, die ich beispielsweise im Internet sehe, inspirieren mich und ich setze meine eigene Interpretation davon um.

Auch die Kunstgeschichte ist in deinen Bildern zu entdecken.

Gerade Pop Art finde ich sehr spannend. Zum Beispiel der Maler Basquiat, der mit seinem minimalistischen Stil so viel bewirkt hat. Seine Kollaboration mit Warhol ist grossartig – darum wollte ich sie unbedingt zeichnen.

©León Hess / Instagram (Klick aufs Bild)

Wie bist du überhaupt zum Zeichnen mit Kohle gekommen?

Ich habe immer gern gezeichnet, aber nie ein Medium gefunden, das mir wirklich entspricht. Auf einer Dose Fixativ-Spray habe ich dann per Zufälle eine Abbildung einer Kohlezeichnung entdeckt und mich gefragt, wie man so realistisch zeichnen kann. Ich habe mir dann Zeichenkohle gekauft und es selbst ausprobiert – das adaptierte Foto von Frank Ocean war das erste dieser Bilder.

Mir gefällt auch die schwarz-weisse Ästhetik, das Kühle und das Minimale. Mit Acrylfarben und Ähnlichem habe ich mich hingegen nie richtig angefreundet.

Wie entstehen deine Bilder, machst du eine Vorzeichnung?

Wenn ich figurativ zeichne, habe ich meistens eine fotografische Vorlage, über die ich ein Raster lege. Bei anderen Bildern, wie der neuen Serie von Tuschezeichnungen, skizziere ich gar nichts vor, sondern beginne einfach. Diese Werke haben eine andere Wirkung, die wie Holzschnittdrucke wirken kann, mit breiten Strichen und groben Formen.

Wie lange arbeitest du an einem Bild?

An Frank Ocean habe ich etwa 50 Stunden gearbeitet. Für abstrakte Bilder benötige ich aber viel weniger Zeit.

©León Hess / Instagram (Klick aufs Bild)

Du ziehst Inspiration aus verschiedenen Quellen. Ist Zofingen für dich ein kreatives Umfeld?

Ja, ich verbringe viel Zeit in Zofingen und finde hier oft Inspiration. Auch im Freundeskreis. Auf dem allerersten Bild, das ich verkauft habe, sind meine zwei besten Freunde zu sehen – und sie freuen sich bis heute darüber.

Möchtest du das Zeichnen in Zukunft professionell verfolgen?

Ich möchte nach der Matur gerne etwas im kreativen Bereich studieren. Aber es braucht natürlich auch Glück, dass man davon leben kann.

Hast du Tipps für andere junge Menschen, die kreativ sein möchten?

Einfach machen – egal, was es genau ist. Man findet immer ein Publikum, dem es gefällt. Siehe Basquiat, der gerade durch Banalität eine riesige Wirkung erzielt hat.

Wie war es bei dir – wusstest du von Anfang an, dass du für ein Publikum ausstellen möchtest?

Zuerst habe ich nur für mich gezeichnet. Von meiner Familie kamen zwar positive Rückmeldungen, aber das ist halt die Familie (lacht). Als meine Tante einmal bei uns zu Besuch war, sagte sie, dass ich die Bilder unbedingt mehr Menschen zeigen soll. Sie hat mir die Teilnahme an einer Ausstellung im TENN beim OXIL Zofingen ermöglicht. Am Anfang habe ich nicht geglaubt, dass jemand meine Bilder kaufen würde, aber es ist dann doch passiert (lacht).

Ich hoffe, das hat dich in deinem Schaffen bestärkt.

Auf jeden Fall. Es ist eine schöne Vorstellung, dass Leute etwas einzigartiges haben, das ich geschaffen habe.


Kulturtipp von León Hess

Das OXIL in Zofingen als Gesamtheit, mit allen Ateliers im TENN, den Bandräumen im Keller und der kreativen Vielfalt.

León Hess

Ort:
Source de Bonheur, Zofingen

Vernissage:
Samstag, 29.06.2024

Website:
sourcedebonheur.ch

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