von Cornelia Hüsser • 12.07.2023
Schicht für Schicht schafft sie Bilder mit verschiedensten Materialien: Miriam Fehlmann arbeitet nicht nur mit Farbe, sondern bringt Baustoffe zum Einsatz. Wir haben die Künstlerin für ein Gespräch getroffen.
Geschichtet sind die Werke, vielfältig wirkend. Miriam Fehlmann ist eine Künstlerin, die nicht nur malt, sondern ihre Bilder mit unterschiedlichen Materialisierungen erweitert. Bitumen, Beton, Texturen: Tiefe und Ausdruck entstehen, das Gegenständliche wird ausgelöscht. Ihre Werke sind aktuell im Bonheur in der Zofinger Altstadt zu sehen, dort haben wir die Künstlerin zu einem Gespräch getroffen.
Phosphor: Zuerst ein Blick zurück: Wie bist du zur Malerei gekommen?
Miriam: Beruflich arbeite ich als Hochbauzeichnerin in einem Architekturbüro – das Strukturierte, Geradlinige liegt mir also, und als Kind habe ich auch immer gerne gemalt. Mit dem Einstieg ins Berufsleben habe ich das allerdings etwas aus den Augen verloren. Erst vor ein paar Jahren verspürte ich wieder den Wunsch, mich kreativ auszudrücken, und habe verschiedene Medien ausprobiert. Ich bin rasch bei der Acrylmalerei gelandet, verwende aber auch speziellere Materialien wie Beton oder Bitumen, arbeite mal mit Pinsel, dann wieder mit dem Spachtel.
Du malst neben einem Vollzeitjob – ist Malen eine Tätigkeit, bei der du dich entspannen kannst?
Ja, es hilft mir, aus dem durchstrukturierten Alltag auszubrechen – es ist ein gutes Gegengewicht zur Arbeit. Allerdings dringt auch hier manchmal das Perfektionistische wieder durch und oft fällt es mir schwer, ein Bild abzuschliessen. Ich weiss, es ist eigentlich fertig, aber es fehlt noch das gewisse Etwas. Wenn ich das dann gefunden habe, ist es umso schöner.
Du arbeitest also nicht nach Konzept, mit dem fertigen Bild im Kopf.
Nein. Ich habe meistens Farbtöne im Kopf, die ich verwenden möchte. Ich beginne dann mit einer groben Struktur, alles Weitere entwickelt sich im Prozess mit vielen Schichten. Da spielen laufend neue Eindrücke aus meiner Umgebung mit rein, und mit jeder Schicht bekommt das Bild mehr Tiefe und Leben.
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Mit deinen Materialisierungen bleibst du trotzdem ein wenig in der Architektur.
Ich habe schon früh mit Dingen wie Strukturpaste experimentiert, aber erst in einem Kurs so richtig begriffen, dass man eigentlich alles verwenden kann. Mittlerweile habe ich ein gutes Sortiment an Baumaterialien zu Hause, und Freunde bringen mir ab und zu etwas Neues mit, das sie entdeckt haben. Es macht Spass herauszufinden, wie man diese Materialien auf das Bild bringt.
Wie sieht deine Arbeitsweise aus?
Ich male an einem fixen Wochentag, wenn ich nicht im Büro bin. Inzwischen habe ich einen eigenen Raum dafür zu Hause, sodass ich die Bilder auch dort liegen und trocknen lassen kann – sie entstehen meist am Boden, da gerade Schüttungen an der Wand sonst von der Leinwand laufen würden. Im Sommer habe ich auch schon im Freien gearbeitet.
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Deine Instagram-Beschreibung lautete zuvor «Hobby Künstlerin, wo gern Farb uf en Liinwand klatscht».
Selber konsumiere ich wenig Medien, meine Social-Media-Profile habe ich schon länger gelöscht. Für die Kunst habe ich jetzt wieder einen Instagram-Kanal angelegt, auch weil ich zum Zeitpunkt der Ausstellung noch keine Website hatte. Dort präsentiere ich die Bilder in virtuellen Räumen; Prozessdokumentationen wird man aber eher nicht finden, da es mir zu zeitintensiv ist.
Schlussfrage: Was ist Kunst?
Alles, von dem jemand findet, dass es Kunst ist und mit dem er oder sie sich ausdrücken kann. Jedem gefällt etwas anders, sei es Malerei, Musik oder Theater. So gesehen kann Kunst alles oder nichts sein.
Über Miriam Fehlmann:
Miriam Fehlmann ist eine Künstlerin aus der Region Zofingen. Beruflich arbeitet sie als Zeichnerin Fachrichtung Architektur und sprengt mit ihren Bildern die geometrische Strenge.
Website: miriamfehlmann.ch