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Pauline Julier: A Single Universe

von Michael Bohli • 18.06.2024

Von der Urzeit bis zur Eroberung des Mars: Die Genfer Künstlerin Pauline Julier nimmt uns in ihrer Ausstellung «A Single Universe» in Aarau auf eine beeindruckende Reise mit.

Zeit, oder besser gesagt unsere Wahrnehmung dieses Begriffs, nimmt beim Besuch der Ausstellung von Pauline Julier eine zentrale Rolle ein. Ihre Arbeiten, welche im Aargauer Kunsthaus zu sehen sind, beschäftigen sich mit Vergangenheit, Zukunft und Deep Time – und verlangen von uns Aufmerksamkeit über eine längere Dauer.

«A Single Universe» besteht aus Installationen und Videoarbeiten, die bis zu einer knappen Stunde dauern. In Aarau kurz Kunst zu Snacken, ist nicht möglich, und sollte nicht die Absicht sein. Pauline Julier, in Genf geboren und 2021 mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet, demontiert den menschlichen Konsum mit technischer und kreativer Präzision.

Anhand Forschungsergebnisse aus China, Erlebnisse während Vulkanausbrüchen und Gesprächen mit Wissenschaftlern wird die Ewigkeit angezapft. Dias, Video und eine aus Holz gebaute Hütte bieten Auseinandersetzung und Rückzug – «Naturalis Historia» richtet unseren Blick mit Juliers gross angelegtem Rechercheprojekt in die Tiefen der Zeit.

Emotional berührend nimmt die Videoarbeit «La Grotta» eine singuläre Position in diesem Ausstellungsteil ein, wir versinken in einem Strudel aus fremden und vertrauten Empfindungen. Bild und Musik lassen hier eine intensive Wirkung entstehen. Im Gegensatz dazu ist «Neapolitan Triptych» ein lautes und sich stets wandelndes Werk aus drei simultan laufenden Projektionen.

Die Vergänglichkeit wird zur Wiederholung, das Rattern der Projektoren ist lange zu vernehmen – auch im zweiten Teil, dem Übergang von der Erde zum All. «Occupy Mars» ist das zweite Rechercheprojekt, das in Aarau Platz einnimmt und ordnet die menschliche Gier und Destruktivität in Videoarbeiten neu ein.

Der Einfluss unseres Wirkens wird von Pauline Julier offengelegt, anhand klarer Veränderungen auf der Erde und mit spekulativem Wunschdenken zum Thema Weltraum. Das ist nicht nur negativ, wie die Installation «A Million-Year Picnic» mit euphorischen Beispielen zur Wissenschaft zeigt. Und überhaupt: Am Anfang und Ende von «A Single Universe» steht die «Supernova», alles endet und alles beginnt. Immer wieder.


Als Ergänzung zur Ausstellung empfehlen wir das Video «What Is The Oldest Photo Of The Universe?» und den Film «Erde» von Nikolaus Geyrhalter.

Pauline Julier: A Single Universe

Ort:
Aargauer Kunsthaus, Aarau

Datum:
08.06. bis 27.10.2024

Website:
aargauerkunsthaus.ch

Plakat: Atlas Studio
Titelbild: ullmann.photography

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