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Talking Bodies – Körperbilder im Plakat

von Michael Bohli • 11.02.2024

Körper in Bildern: Im Museum für Gestaltung Zürich untersucht die Ausstellung «Talking Bodies – Körperbilder im Plakat» die Darstellung des Menschen in der Werbung.

Bereits die ersten Plakate, die einen nach dem Eintreten in den grossen Ausstellungsraum erwarten, sind heftig: Sexistische Posen, anzügliche Sprüche und eine stereotypische Bildsprache. Was als Werbemittel angewandt wurde und wird, kann schockieren und verletzen. Die Ausstellung «Talking Bodies – Körperbilder im Plakat» rückt die Darstellung des Menschen in der Werbung in den Mittelpunkt.

Ob rassistische Motive, um Konsumprodukte zu bewerben, Menschen als Projektionsfläche für Armutsfantasien oder misogyne Posen und Situationen: Seit es Plakatwerbung gibt, wird mit ungerechten, unterdrückenden Bildern gearbeitet. Aufgeteilt in diverse Themenbereiche, lässt die Ausstellung im Museum für Gestaltung Rückschlüsse und Beobachtungen zu. Was vor wenigen Jahren toleriert wurde, hat heute zum Glück keinen Platz mehr auf den Litfasssäulen.

Oder wird, wie es bei Kampagnen von grossen Marken passiert, eine gute Absicht bloss als Mittel genutzt, um mit Toleranz Umsatz zu generieren? Abschliessende Aussagen und Bewertungen liefert die Ausstellung nicht, sondern versteht sich als Versuchsraum und Anstoss zum Dialog. Die mögliche Zeitreise sagt viel zum gesellschaftlichen Wandel aus, Normen und Rollen werden hinterfragt, Stationen laden zur Einbringung ein und Kunstwerke lockern die Präsentation auf.

Wieso die Werbung weiterhin am wissenschaftlich überholten, binären Geschlecht festhält oder sich Diversität nur in kolonialistisch angehauchten Bildern abbilden lässt, bleiben uns die Macher der Kampagnen als Antwort schuldig. «Talking Bodies» hilft, den eigenen Blick zu schärfen und bietet mit dem zur Ausstellung gehörenden Glossar eine schriftliche Ergänzung. Ob man sich durch Werbebilder beeinflussen lässt und die dazugehören Firmen unterstützen will, ist die moralische Frage, die im Alltag bleibt.

Talking Bodies – Körperbilder im Plakat

Ort:
Museum für Gestaltung, Zürich

Datum:
03.11.2023 bis 25.02.2024

Website:
museum-gestaltung.ch

Titelbild: Foto Pierre Kellenberger, © ZHdK

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