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Tobias Spichtig: Everything No One Ever Wanted

von Michael Bohli • 11.03.2024

«Everything No One Ever Wanted» ist die bisher grösste Einzelausstellung von Tobias Spichtig und zeigt in der Kunsthalle Basel eine düstere Vision voller Portraits, Installationen und Goth-Vibes.

Beim Eintreten in den ersten Stock der Kunsthalle Basel kann Verunsicherung auftreten. An den Wänden hängen düstere Gemälde mit Gesichtern, die dich beobachten, in der Mitte des Raumes ist ein grosses Podest aufgebaut, das gewohnte Wege verunmöglicht. Betreten ist hier ein Muss und garantiert die Begegnung mit den Kunstwerken auf Augenhöhe.

«Everything No One Ever Wanted» heisst die Schau und ist die grösste Einzelausstellung, die Tobias Spichtig aus Sempach bisher in einem Museum durchführen konnte. Mit Bildern, Skulpturen und raumfüllende Installationen hat der Künstler eine intensive Erfahrung geschaffen, welche die Räumlichkeiten mit einer düsteren und dichten Atmosphäre füllt.

Die vampirähnlichen Gesichter auf den gemalten Portraits, deren bleiche Haut, die Augen ohne Pupillen und die mageren Körper vor dunklen Hintergründen wecken Erinnerungen an die Nullerjahre. Eine Zeit, in der Schockrocker, Goth-Fashion und Heroin Chic die Popkultur stürmten. Spichtig spielt mit diesen Merkmalen und Stimmungen, zeigt Leute aus seinem Umfeld als verwandelte Figuren und dekonstruiert die Welt des Luxus und Konsums.

 

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In «Everything No One Ever Wanted» werden die zelebrierten Lebensinhalte des Reichtums in den Schatten gedrängt, aus Kleidern werden dämonenhafte Hüllen und ein Verstärker zaubert wie durch Geisterhand Gitarrenriffs in die Luft. Die Musik des Komponisten Martin Barr war Inspiration für den Maler, als Gegenleistung lieferte dieser Soundscapes für die Ausstellung.

Ausweichen geht hier nicht, den Gang durch die Räume bedingt eine direkte Konfrontation mit den Werken von Tobias Spichtig und dessen Blick auf die Welt. Alte Kleiderschränke versperren die Sicht, Kupfergrabsteine laben sich an der «Twilight»-Romantik und lassen die Herzen der Finsternis schmachten.

Fast wünscht man sich, in schwarzes Leder und mit Sonnenbrille gekleidet durch die Kunsthalle zu wandeln, während draussen ein Unwetter tobt und die Fragilität der Existenz unterstreicht. Aus dem blossen Konsum wir bei «Everything No One Ever Wanted» eine vielschichte Erfahrung, nicht nur für Fledermäuse.

Tobias Spichtig: Everything No One Ever Wanted

Ort:
Kunsthalle, Basel

Datum:
19.01. bis 28.04.2024

Website:
kunsthallebasel.ch

Foto: Philipp Hänger / Kunsthalle Basel

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