von Michael Bohli • 12.03.2024
Sonntags in Luzern: Zwischen bunten Farben, feinen Zeichnungen und grossen Sprechblasen spazierten wir durch die Ausstellungen des diesjährigen Fumetto Comic Festival.
Das Wetter wollte seine kräftigsten Farben nicht auspacken und liess Luzern am Sonntag grau erscheinen. Davon liessen wir unsere Laune nicht verderben, gab es an der diesjährigen Ausgabe des Fumetto Comic Festival massig erheiternde Zeichnungen und Geschichten zu erleben.
2024 setzten die Macher:innen nicht auf einzelne grosse Namen, die in schick überbordenden Ausstellungen präsentiert werden, sondern einen vielseitigen, diversen und spannenden Querschnitt durch das Comicschaffen der Welt. Ordinär war dies keineswegs, durfte Elizabeth Pich etwa das sic! Elephanthouse in eine Kapelle verwandeln – Sarg und Trauerkerzen inklusive.
Dass ihre Sicht auf die Welt zynisch und satirisch ausfällt, zeigt nicht nur die Graphic Novel «Fungirl» (Edition Moderne, März 2024), sondern die Bücher, welche in den Kirchenbänkchen gelagert wurden. «50 Shades Of Gay», gegen ein engstirniges Dasein. Denn ein solches bereitet nur Sorgen, wie es der Protagonist in Gabri Molists «Schlafen ist Sterben» erleben muss.
Dessen handgezeichneten Originalseiten durften im schicken Hotel Schweizerhof bestaunt werden, in dieser Absteige verursachen vor allem die Preise Schweissausbrüche. Gründe für Wut und Kopfzerbrechen gibt es in unserer Welt leider zuhauf, was Constanza Giuliani in ihren grossen Airbrush-und Stoffarbeiten im Kunstmuseum Luzern auf den Punkt brachte.
Die Künstlerin aus Argentinien nutzt den Körper für brennende Fragen zu Geschlechterungleichheit, Bildung und Gesellschaft. Noémie Fatio rückt die weibliche Rolle in «MA» ebenfalls in den Mittelpunkt, die Arbeit über das Muttersein ist in Arbeit und Teil von «XOXO», der Jubiläumsschau des Comic-Stipendium am Fumetto.
Dazugehörig auch Nadon von Arb («Fürchten Lernen»), Martin Oesch und Iris Weidmann. Die vier ermöglichten in der Kunsthalle einen Einblick in ihren kreativen Prozess, in die Arbeitsschritte und das Reifen von Ideen. Faszinierend und lehrreich, wie auch bei den Satelliten von Pascal Graf und Tobias Aeschbacher. Traurig hingegen das Durchblättern der letzten Ausgabe des Ampel Magazins, wir werden es vermissen.
Wem all dies Hunger machte, die:der fand bei Disco Pizza und Sandro Ramseier («Shantiland») nahrhafte Möglichkeiten, schürfte im Ahoi bei Antoine Cossé nach «Metax» und verliebte sich in all die wunderschönen Produkte und Grafiken am Small Press Heaven. Auch 2024 zeigte sich: Ein Tag reicht niemals aus, um alle Möglichkeiten am Fumetto auszuschöpfen.
Bereits 2023 wandelten wir durch das Fumetto, lest dazu unseren Bericht.