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Vom Körper im digitalen Leben

von Michael Bohli • 19.05.2024

Wie lebt es sich in einer Zeit, in der das Digitale stetig mehr Platz einnimmt? Die Ausstellung «Vom Körper im digitalen Leben» im Kunsthaus Langenthal setzt sich damit auseinander.

In was für Zeiten wir Leben. In solchen, in denen die Displays unserer Geräte so zerbrechlich sind, wie unser Selbstbewusstsein. Doch zeigen die Risse auf den Screens die Narben unserer Seelen auf? Verschmelzen wir mit Technologie und Cyberspace? «Vom Körper im digitalen Leben» macht solche Fragen in der Kunst erfahrbar.

Die Gruppenausstellung im Kunsthaus Langenthal beinhaltet Arbeiten von jungen Schweizer Künstler:innen, die allesamt in den Neunzigerjahren geboren wurden. Eine Zeit, in der Mobiltelefone im Alltag Einzug hielten und das Internet in unseren Wohnungen landete. Seither? Eine Explosion, digital ist besser, 24/7 online, mehr Stunden vor dem Smartphone als im Bett.

Vermengen wir uns mit Laptop und Profil? Noah Ismael Wyss begibt sich mit «Donna and Harry» auf die Pfade von David Cronenberg und präsentiert mit Haut überzogene Gadgets. Das ist creepy, wie die Puppe «Child’s Play 03» von James Bantone, die inmitten eines Raumes sitzt und sich gleich zu bewegen scheint. Entstellt und karg die Welten, die Mona Filleul mit ihren Installationen beschwört.

 

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Rohe Materialien werden zum menschlichen Symbol, komplett vom Fleisch abgeschworen hat sich die Gruppe bleed mit der Arbeit «follow me, «ok»», die sich mit Stromkabel und Selfie-Lampen in alle Räume verteilt hat. Wie Resten einer dystopischen Zukunft, archaisch und rau. Versteckte Welten ohne Menschen zelebriert Thalles Piaget mit seinen Screens und Spiegeln, findet in den Fehlern Schönheit und Details.

Versöhnliche Botschaften finden sich bei Giulia Essayd, die mit ihrer Kunst nach der digitalen Destruktion Kraft in der Selbstheilung findet und mit schädlichen Schönheitsidealen bricht. Wie Milena Mihajlović, die binär kodierte Verhaltensweisen in animierten Videos zerlegt. Und Noemi Pfister entdeckt in ihren Gemälden sogar eine Spur Spass im Weltuntergang.

Wieso auch nicht, zeugt «Vom Körper im digitalen Leben» von grossem Bewusstsein für die aktuelle Weltlage und konkreter Auseinandersetzung. Da soll und muss ein Moment des Durchatmens drin liegen – Victoria Holdt macht es mit «Visceral Freeloaders» vor.

Vom Körper im digitalen Leben

Ort:
Kunsthaus, Langenthal

Datum:
04.04. bis 23.06.2024

Website:
kunsthauslangenthal.ch

Fotos: Cedric Mussano

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