von Michael Bohli • 09.10.2023
Genre: Spoken Word • Pop
Erscheinungstermin: 06.10.2023
Label: Irascible
Website: annastoffner.com
Viel bieten Anna & Stoffner auf ihrem Album «Wenig»: Düstere und grossartig gespielte Musik zwischen Jazz und Pop, treffende Lyrik und beissende Gesellschaftskritik. Ein beachtliches Werk.
Mengenangaben sind relativ, besonders in Bezug auf Wohlstand, Verlangen und Diskussionen. «Wenig», das neue Album von Anna & Stoffner, kann uns mit dem Titel nichts vormachen. Die Gruppe um Texterin Anna Frey betreibt üppige Gesellschaftskritik in klanglich düsterer und lyrisch dichter Form – als Gegenpol zum Schweizer Überfluss.
Fast könnten die Lieder Angst machen, bauen sich Sounds und Sprechgesang regelmässig zu einer stürmischen Stimmung auf. «Sistema Solare» lässt die Gitarren jaulen, die Band zusammengesetzt aus Flo Stoffner, Lukas Mantel, Vincent Membrez und Tobias Pfister sorgt für eine bestechende Dringlichkeit. Jazz und Pop, Post-Rock und Punk als Amalgam, als konkrete Aussage.
Die Mischung aus kritischer Poesie und abenteuerlicher Musik hat Anna & Stoffner immer ein eigenständiges Highlight in der Schweizer Szene gemacht, «Wenig» führt diesen Weg ohne Kompromisse fort. Es ist Musik, die beim Hören erarbeitet werden muss, es sind Textzeilen, die Komfortzonen niederreissen und arrogante Positionen umstürzen.
Stücke wie «Was nöd isch», «Frässene» und «Wohnig» sind treffende Analysen und persönliche Gedanken zugleich, die Musik setzt mit suchenden Passagen und akzentuierten Melodien dagegen. Saxofon und Synthesizer gibt es auf «Wenig», dunkle Stimmungen und famos gespielte Takte. Eine Platte zum Eintauchen, zur kritischen Auseinandersetzung und Gesellschaftsanalyse.
Lest auch unsere Besprechung des Buches «So eine ist sie» von Anna Frey.