von Michael Bohli • 22.08.2023
Trotz Hitze, trotz Sonntag: Der Besuch an der Badenfahrt lohnte sich auf viele Weisen. Besonders das Mätteli, das Festival im Fest, sorgte mit wunderbaren Konzerten für einen zauberhaften Abend.
Donat Kaufmann von Obliecht hatte sehr recht, als er während des Konzertes die Unglaublichkeit der Badenfahrt ansprach. Was zum 100. Jubiläum auf die Beine gestellt wurde, ist extrem, atemberaubend und wunderschön. Auch nach mehreren erlebten Badenfahrten ist das Fest emotional weiterhin nicht zu erfassen, so viel gibt es zu sehen und verarbeiten.
Trotz der Hitze wagten sich am Sonntagnachmittag viele Leute in die schmucke Stadt an der Limmat und suchten in schattigen Bars und an lauschigen Plätzchen eine Auszeit. Wer sich nicht beim Lunapark durchschütteln wollte, konnte die drehenden Waschmaschinen bei der Färbi-Bar bestaunen, unter der Hochbrücke etwas Techno kredenzen oder im Kurpark die Kinder toben lassen.
Sehr entspannend war der Zwischenstopp im wunderbaren Garten des Museums Villa Langmatt, inklusive frisch von Ash Keating bemaltem Verwalterhaus. Handgemacht als leitendes Thema, mit Baustellen-Motiven und vielen Tanzmöglichkeiten, «NEO-» ist neu und alt zugleich. Beim Mättelipark hingegen gab es nur frischen Wind.
Das «kleine» Festival, das innerhalb der Badenfahrt stattfindet, lud zu einem wunderbaren Konzertabend mit drei regional verbandelten Gruppen. Beginnend mit Obliecht, dem spontan eingesprungenen Trio, wurde der Reigen instrumental betörend eingeleitet. Ein Konzert zum Schweben und Geniessen, mit starker Wirkung beim Gesangseinsatz und den bekannten Liedern des Debütwerkes.
Ein Auftritt, der kurzzeitig von Sarina Schmid (Soft Loft) ergänzt wurde. Da die Band noch nicht lange existiert, war nicht jeder Moment sattelfest und man wünsche sich stellenweise eine vierte Person am Synthesizer. Die Freude war trotzdem bei Publikum und Band sehr gross und zufrieden wechselte man die Bühne.
Nola Kin und ihre Musiker sorgten bei Mätteli 48 für die klangliche Untermalung der brennenden Sonne, mit Liedern nahe dem Americana und voller ehrlicher Emotionen. Die Band liess sich nicht hetzen und lieferte ein ruhiges, intimes Set ab – sehr gut gespielt und von Carla Fellinger famos gesungen.
Wohlig berührt fand man sich erneut beim Mätteli 49 ein – gelockt von der KI-Stimme, welche, wie damals bei der Polygon-Bühne an der letzten Badenfahrt, die Acts auf herrlich amüsante Weise anpreist. Soft Loft luden zum nachdenklichen Tanz, zur Seelenöffnung. Die Gruppe, wie wir bei Phosphor sehr lieben, stellen ihre EP «In Case You Still Get Lonely» vor und lieferte eine wuchtige, mitreissende Show ab.
Die vielen Leute vor der Bühne jubelten laut, der Wunsch nach einer Live-Platte mit solch magischen Momenten wuchs in mir. Zuerst aber gibt im Herbst das Debütalbum und hoffentlich viele weitere Gigs der Band um Jorina Stamm.
«Bis morn» steht beim Ausgang des Mätteli-Festivals – wie wahr und wie schön. Dieses Festival lohnt sich jeden Abend, auch für Badenfahrt-Verweiger:innen.
Badenfahrt
18.-27. August 2023
Unter dem Motto NEO- wird an der Badenfahrt 2023 Vergangenes, Existierendes und Künftiges verknüpft – passend zum 100-jährigen Jubiläum.