von Michael Bohli • 18.09.2023
Sie ziehen durch die Beizen und singen gemeinsam Lieder: Der Basler Beizenchor feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass haben wir uns mit den Mitgliedern zu einem Gespräch getroffen.
Als der Basler Beizenchor 2013 gegründet wurde, war der Erfolg des Vereins nicht zu erahnen. Nach vielen Konzerttouren, noch mehr getrunkenen Getränken und lauten Darbietungen feiert der Chor Ende September mit einem speziellen Event sein Jubiläum.
Am Samstag, 23.09.2023 findet in den LaunchLabs Basel ein grosses Konzert statt, bei dem der Beizenchor durch den Surprise Strassenchor, den Münchner Kneipenchor und dem Brass Department unterstützt wird.
Um auf das Event einzustimmen, haben wir mit Selina Heimann (Präsidentin), Sarah Hänggi (Leiterin, Dirigentin) und diversen Mitgliedern gesprochen. In einer Beiz natürlich.
Phosphor: Wie ist der Beizenchor entstanden?
Selina Heimann: Einige Freunde und ich hatten Lust, gemeinsam in einem Chor zu singen, es gab allerdings kein passendes Angebot – die meisten Vereine wirkten zu bieder oder traditionell. Darum haben wir uns entschlossen, selbst einen Chor zu gründen.
An einem Festival in Baselland habe ich dann Chorleiterin Sarah Hänggi kennengelernt. Sie war sofort bereit, mit uns zusammenzuarbeiten. So ging es los, und es kamen rasch weitere Mitglieder hinzu. Mittlerweile sind wir eine richtige Beizen-Familie (lacht).
Wie hat sich das Projekt in den letzten zehn Jahren gewandelt?
Sarah Hänggi: Der Kern ist seit Beginn der gleiche und hat sich kaum verändert. Über die Jahre sind aber immer mehr interessierte Personen dazugestossen, der Beizenchor ist gewachsen.
Klingt, als ob ihr alles richtig machen würdet. Welche Voraussetzungen gibt es denn, um bei euch mitzumachen?
(Einstimmiges «Freude» ist zu hören.)
Selina: Bei uns gibt es kein Vorsingen, obwohl wir immer darüber witzeln. Alle sind eingeladen, die Spass am Singen, am Zusammensein und an gemeinsamen Beizentouren haben.
Wer bestimmt über die Auswahl der Lieder?
Sarah: Es beginnt mit einer Themenfindung, in der alle ihre Stichwörter einbringen dürfen. Per Abstimmung legen wir uns dann fest.
Flurina: Und wenn das Oberthema steht, werden in einer Chatgruppe Song-Vorschläge eingereicht. Sarah generiert daraus eine Auswahl an Liedern, die passen.
Sarah: Meist halte ich zusätzlich Rücksprache, um zu klären, ob alle provisorisch ausgewählten Künstler:innen akzeptabel sind und ob das Programm ausgeglichen ist.
Ihr bewegt euch grösstenteils im Bereich der Popmusik, mit Exot:innen wie Rage Against The Machine als Würze.
Selina: Meist ja, wir haben allerdings auch schon klassische Kompositionen gesungen. Das können wir auch (lacht).
Welche Räumlichkeiten klingen denn am besten?
Sarah: Nach diversen Touren haben wir einige Bars und Beizen, die unsere Freund:innen geworden sind. Da gehen wir immer gerne hin. Die Terrasse des Baragraph ist zum Beispiel toll. In Kirchen singen wir auch, wenn auch selten.
Da wird es mit dem Bier wohl schwierig.
Flurina: Ach, das haben wir auch schon gemacht (lacht).
Was wird im Beizenchor denn gerne getrunken?
Sarah: Was Spass macht, auch alkoholfreie Getränke sind natürlich erlaubt.
Selina: Es gibt klar ein Bier- und ein Prosecco-Lager. Oft erhalten wir bei unseren Beizen-Stopps auf Tour Bier ausgeschenkt.
Singt man privat eher weniger oder mehr, wenn man bei einem Chor dabei ist?
Flurina: Ganz klar mehr, da einem stets viele Lieder durch den Kopf schwirren. Ein gemeinsamer Karaoke-Besuch kann auch passieren. Besonders, wenn man nach dem Konzert nicht mehr mit dem Singen aufhören kann.
Auf der Bühne wird aber nicht nur gesungen, auch Rhythmik und a cappella gehören dazu.
Sarah: Ich habe die Bearbeitungen selbst gestartet, da ich von den meisten Songs keine Arrangements finden konnte. Einen Popsong für den Chor umzuschreiben, ist nicht einfach – es existiert dazu wenig Material. Zusätzlich muss ich die Stimmenverteilung an unsere Besetzung anpassen und kann direkt für unsere Mitglieder die Parts kreieren.
Eine instrumentale Begleitung gibt es nicht?
Sarah: Für einzelne, spezielle Events arbeiteten wir mit Bands zusammen. Wirklich praktisch ist das aber nicht, da wir uns auf den Konzertspaziergängen von Beiz zu Beiz durch die Stadt bewegen.
Ihr feiert diesen September das zehnjährige Jubiläum. Ist etwas Spezielles geplant?
Selina: Auf jeden Fall. Wir werden zusammen mit dem Chor des Surprise Strassenmagazins und dem Münchner Kneipenchor singen. Das Brass Departement aus Basel wird ebenfalls auftreten – eine grössere Sache also, die in der Eventhalle launchlabs stattfinden wird.
Singt ihr auch ausserhalb Basels?
Sarah: Ja, klar! Wir waren im Wallis, in Luzern, Solothurn und Biel, Zürich und sogar Aarau unterwegs. Vor der Pandemie hatten wir ein jährliches Probenwochenende, da gab es nach den Proben immer eine spontane Tour durch die örtlichen Beizen.
Mitglied Chor: In Luzern wurden wir tatsächlich nachts auf dem Weg ins Hotel aus einer Wohnung mit Eiern beworfen. Offenbar gefiel den Leuten unsere spontan dargebotene Mischung aus «No Woman No Cry» und «Jein» super (lacht).
Sarah: Unsere Fahne sorgt ebenfalls regelmässig für dringliche Gespräche, da wir nach den Konzerten oft nicht mehr wissen, wo sich diese befindet und sie erst beim nächsten Auftritt wieder da ist (lacht).
Selina: Ein stehendes Traktandum!
Wann ist der beste Promillegehalt erreicht, um zu singen?
Mitglied Chor: Eine Station vor der cargobar. In der cargo, welche meist der Abschluss der Tour ist, singen wir nur noch laut. Davor sind wir auf dem höchsten Niveau (lacht).
Gibt es Ideen, die ihr bisher noch nicht verwirklicht habt?
Selina: Eine Chorreise – nicht zu Probezwecken, sondern zum Spass. Das möchten wir schon lange machen. Die Terminfindung in der Gruppe ist allerdings schwierig.
Sarah: Im Bundeshaus zu singen, das wäre toll!
Wer weiss, was die Zukunft bringen wird. Danke für das Gespräch!
Basler Beizenchor
Eine bunte Meute lustiger Menschen, die gerne unter Einfluss alkoholhaltiger Getränke in verschiedenen Basler Beizen singen und lachen und alles dazwischen.
Gegründet: 2013