Dennis Kiss: Norddeich Mole

Noch näher an Thees Ulmann kann man sich nicht heranmusizieren, ohne die eigene Färbung zu verlieren. Dass in der zweiten Hälfte des Lieds das Saxofon die Band in Richtung Bruce Springsteen schiebt, macht «Es tut schon lange nicht mehr weh» nur grösser und besser. Dennis Kiss hat sich von den Schläfern verabschiedet und besingt seine neue Heimat.

Neu in Hamburg wohnhaft, hat Dennis Kiss die Neue Deutsche Einsamkeit für sich entdeckt und bringt der örtlichen, klanglichen Schule frische Elemente und Geschichten bei. «Norddeich Mole» heisst das Resultat und erzählt als Album in zehn Songs persönliche Anekdoten und von wahren Gefühlen. «Willkommen Daheim» schafft es als Opener sogleich, die Nordsee, Kiss’ Leben und Indie Rock zu verschmelzen.

Der in Deutsch gehaltene Gesang serviert wunderbare Sätze, plakative Aussagen und intime Beobachtungen. Die Band von Dennis Kiss formuliert kraftvolle Musik, schafft einen mitreissenden Rahmen und sorgt für die klingende Tiefe bei «Bordeaux» und «Flaschenpfand». Grossartig ist «Norddeich Mole» immer dann, wenn es laut und sehnsüchtig wird; wie beim Finale von «Reclam».

Da braucht es keine Kettcar, keine Tomte und keine Sleepers: Dennis Kiss hat sich neu erfunden, gewandelt und mit den Liedern ein Debütalbum geschaffen, das inhaltlich und musikalisch packt. Mit eingängigen Songs («Nebelmeer»), Pathos und der Sicherheit, angekommen zu sein (Titelsong). Ab ans Meer.

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