et.nu: et.nu

von Michael Bohli • 14.05.2023

Genre: Indie Pop · Jazz
Erscheinungstermin: 27.01.2023
Label: Prolog Records
Website: etnuband.com

Das selbstbetitelte Debütalbum von et.nu bringt Indie Pop, Jazz und viele Facetten auf schöne Weise zusammen. Als Duo beweisen Lea Maria Fries und Julien Herné, dass eine Reduktion keine Einschränkung ist.

Wenn sich zwei vielgelobte Musiker:innen zu einer neuen Formation zusammenschliessen, dürfen die Erwartungen hoch angesetzt werden. Die Gefahr, dass man bei Lea Maria Fries und Julien Herné enttäuscht wird, ist sehr klein. Als et.nu haben sie Musik geschaffen, die ihre Zeit benötigt, dafür lange nicht mehr loslässt. Kein reiner Jazz, kein Indie, eine eigene Kreation mit Facetten.

Mal brummt der Bass, dann wieder wirken die Takte leichter als Luft. Das Album «et.nu» liebt den Post-Punk («Heart Beat Big Beat») stellenweise gleich stark wie die emotionale Entspannung («Jour J»). Mehrsprachig und vielseitig Fries am Mikrofon, die zu jedem Lied die passende Gesangform gefunden hat. Sprechend, flüsternd und träumerisch – die Rhythmen unterstreichen die Form, bis die Sonne wieder aufgeht.

Der Klang von et.nu ist reduziert, als Duo haben sie ihre Musik nicht unnötig erweitert, sondern bleiben in ihren Gebieten standhaft. Da die Ideen zahlreich vorhanden sind, ist das niemals eine Einschränkung. Ein Herantasten mit «Dust & Gravity», ein herrlicher Groove bei «Berlin Paris» und Visionen bei «Poetry Of Geometry». Und wenn Billy Martin für ein Lied vorbeischaut, wirkt das Schlagzeug gleich wie eine unbekannte Wucht («Eel»).

Der Alltag wird von et.nu mit den elf Liedern zauberhaft erweitert, die Liebe umgarnt, die eigenen Vorstellungen vom Leben neu zusammengebaut. Das Duo erzählt vom eigenen, gemeinsamen Dasein und macht fast neidisch mit all diesem Talent. Was bleibt ist die Frage, ob das Covermotiv durch die Collagen von Fotograf René Burri inspiriert wurde.