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Festival am Gleis Aarau 2023

von Michael Bohli • 21.08.2023

Zofingen wanderte nach Aarau, denn das liebenswürdige Festival am Gleis lud nicht nur zu Konzerten und Spass, sondern auch bekannten Gesichtern und vielen 90ies-Vibes.

Fast hat man von einer Völkerwanderung sprechen können. Nein, nicht nach Baden und die Badenfahrt, sondern von Zofingen nach Aarau. Das Festival am Gleis lud diesen August erneut zu zwei Tagen Kultur und Musik und am Freitagabend fanden sich erstaunlich viele Gesichter der Thut-Stadt auf den Bühnen.

Eröffnet wurde das handgemachte und liebevoll auf die Wenk-Wiese gestellte Festival durch Gonzo – dem wohl bestgehüteten Rock-Geheimnis des Aargaus. Zwar gibt es die Band bereits seit über 20 Jahren, ihre spärlich gestreuten Auftritte tragen die Klänge aber weniger weit, als sie sollten. Das Quartett bewies in Aarau, dass die emotional dichten, lange andauernden und spielerisch ausformulierten Alternative-Songs vollends überzeugen.

Die Sonne brannte vom Himmel, die Besucher:innen hielten sich im Schatten, Gonzo spielten sich famos durch ihr viel zu kurzes Set. 40 Minuten entspricht fünf Songs? Bei diesen Tracks war das nicht verwunderlich. Konzentrierter danach die Kompositionen von Mount Jacinto. Die Band um Frontfrau Sonya Carmora nutzte den warmen Sommerabend für einen Auftritt zwischen Psychedelic-Pop und Latin-Vibes.

Wunderbar die dreifache Gitarrenbesetzung mit Gini Jungi (Annie Taylor) und Joan Seiler – die Harmonien und Melodien verzauberten stark. Allgemein fühlte sich das Wenk-Areal wie ein Zauberwald für die Kultur an. Der Verein, welcher das Festival am Gleis durchführt, leistete erneut grossartige Arbeit bei der Programmgestaltung und den Aufbauten. Da eine Chill-Ecke, dort eine Jam-Installation und überall zufriedene Gesichter.

Das einzige Manko: Der Raum der Innenbühne war stickig heiss und konnte schlecht gelüftet werden. Die Lesung von Dominic Oppliger, musikalisch begleitet von Papiro, war gleichermassen schweisstreibend wie die Konzerte draussen. Zum Roman «giftland», der vorgestellt wurde, passte das aber ganz gut. Umso angenehmer fühlte sich danach die Luft draussen beim Auftritt von den Delilahs an.

Die Gruppe mit legendärem Status in der CH-Rock-Szene brachte Schmiss und Kraft nach Aarau, eingepackt in eine satte Neunzigerjahre-Stimmung. Solche Vibes gab es bereits bei Gonzo, mit den Delilahs wurde diese Neigung in eingängigen Liedern vollends ausgelebt. Bewegung im Publikum, bunte Lichter auf der Bühne und ein wohliges Gefühl: Am Gleis ist man sicher.

Für die lange Tanznacht im Innern war es mir persönlich zu heiss, doch das störte wenige andere. Denn die Bläserklänge und mitreissenden Rhythmen von Waskabi sorgten dafür, dass bis in die hintersten Reihen die Füsse in Bewegung gerieten. Ska zu später Stunde, mit Reggae- und Punk-Tupfern und Zofinger Personal, was für ein Schlusspunkt vor der nächtlichen DJ-Party.

Festival Am Gleis 2023

Ort:
Wenk Areal, Aarau

Datum:
18. Und 19.08.2023

Website:
festivalamgleisaarau.ch

Grafik:
Alexandra Siebert

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