Flavian Graber: Dähei

von Michael Bohli • 30.04.2025

Gerne: Pop
Erscheinungstermin: 25.04.2025
Label: Spectacular Spectacular
Website: flaviangraber.com

Fünf neue Lieder in Mundart zelebrieren die Nähe in der Musik. Flavian Graber hat mit seiner EP «Dähei» Musik geschaffen, die wärmend wirkt und uns auf eine Reise durch Gefühle und Erinnerungen begleitet.

Geschichten zu erzählen ist eine Form der Magie, die Flavian Graber seit vielen Jahren ausübt. Der Musiker aus Liestal versucht jeden Auftritt und jede musikalische Aufnahme zu einem Erlebnis zu gestalten, das uns näher heranrücken und die Augen glänzen lässt. Die EP «Dähei» erreicht das durch intime Songs und lebensnahen Texten.

Nahe sein

Fünf Lieder in 20 Minuten bilden vom Küchentisch die Welt, lassen das Meer rauschen und Erinnerungen wie Super-8-Filme vor unseren Augen flimmern. In Mundart gesungene und mit melancholisch-hoffnungsvoller Wirkung versehene Worte berühren das Herz und machen aus dem Singer-Songwriter-Pop eine ehrliche Erfahrung, die zu keiner Sekunde aufgesetzt wirkt, sondern das Wesen von Flavian Graber zeigen.

Seit seiner musikalischen Wandlung zum Solokünstler mit kleingehaltenen Songs ist das eine Fähigkeit, die von Graber mit jeder Single verdichtet wurde. Das Album «Chuchitisch» von 2021 war eine Momentaufnahme kleiner Dinge und Situationen, 2023 wurde mit «Still sii / Die unerhörte Stille» die Deutsche Sprache inkludiert und Songs wie «Grosses Kino» oder das titelgebende «Still sii» blieben bei vielen Hörer:innen haften.

Zuhause sein

«Dähei» ist als EP die logische Fortsetzung des künstlerischen Pfads und wirkt in der Ausführung gefestigt. Flavian Graber hat die Lieder gemeinsam mit Alon Ben (Black Sea Dahu, Malummi) in den Oku Studios Basel aufgenommen, was ein volles Klangbild garantiert. Nicht nur akustische Gitarre und Stimme, sondern Saxofon (Simon Spiess), Bassklarinette (Fabian Willmann) und greifbare Soundtexturen finden statt.

Im-Moment-Musik nennt Flavian Graber das Resultat und trifft mit diesen Worten die Wirkung von «Dähei» sehr gut. Den Liedern zu lauschen ist eine direkte und wärmende Handlung, die Produktion lässt den Musiker mitten im Raum sein. Das bedeutet Verbindung und Empathie, Lieder über Elternsein, Beziehungen und halb verblichene Erinnerungen klingen in uns nach.

«Chli Pirat» ist die Rückkehr in gemeinsame Ferien mit wundersamen Beobachtungen, «Grad Jetzt» ist pures Verständnis für schwierige Situationen und «Felsä Näbel Gschmirr» öffnet die EP für Grösse, Natur und Sonnenschein. Den Blick in die Ferne hat «Atlantik» verinnerlicht und das abschliessende «Hammer» ist ein zärtliches Liebesgeständnis.

Unterwegs sein

Die Sehnsucht nach Verbindung und Ferne findet in den Takten der Lieder und dem Cover statt. Das Motiv stammt aus der Serie «Sea Textures» des Fotografen Nico Schnepf und passt perfekt zu den Songzeilen über Meer, Urlaub und Ruhe. Auch bei den Chuchikonzerten zu «Dähei» waren die Aufnahmen präsent, bei denen Flavian Graber in Privatwohnungen kleine Auftritte durchführte. Eine andere und erfüllende Erfahrung.

Normale Konzerte waren sowieso nie das Ding von Graber, bereits mit seiner Band We Invented Paris suchte er stets nach neuen Ausdrucksformen, stellte damals eine Cocktail-Bar auf die Bühne und hat sich als Solokünstler auf Wanderschaft begeben. Für die Moment-Songs sind die Wanderkonzerte ein sehr gelungenes Format und bringen die Lieder in die Natur, während bei den Begegnungen in den Stuben und Küchen die Zwischenmenschlichkeit im Zentrum steht.

Ob unterwegs oder bei geliebten Menschen, «Dähei» ist der Soundtrack zum Ruhemoment und dem gemeinsamen Atmen. Mit realen Geschichten und zauberhafter Ausführung.


Dieser Text erschien zuerst beim Musikbüro Basel. Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit.