von Michael Bohli • 12.07.2024
Die neunköpfige Formation UNFOUND ist ein Fixpunkt der Zofinger Musikszene. Wir haben die Gruppe in ihrem Bandraum besucht und über Gefundenes und die neue EP gesprochen.
Obwohl sich die Pop-Funk-Formation UNFOUND nennt, haben die neun Mitglieder in der letzten Zeit einiges gefunden: Eine leicht veränderte Besetzung, frische Sounds, eine neue EP und einen Bandraum in Olten. Grund genug, sich vor Ort mit der munteren Truppe zu treffen und über all diese Themen zu plaudern.
Obwohl nicht alle Mitglieder von UNFOUND gerne suchen und sie den Prozess weniger stark gewichten als das Resultat, ist die Geschichte der Band von Wandlungen geprägt. Das zeigt sich, sobald wir alle auf den Sofas Platz genommen haben. Bereits die Bandgründung war ungewöhnlich, junge Gleichgesinnte fanden nach einem Konzert und diversen Gesprächen via Chatgruppe zusammen.
Aus diesem Chat schälte sich UNFOUND heraus, ein Bandraum in Zofingen wurde gefunden und der funky, soulige Pop-Stil entwickelte sich durch Offenheit und gemachte Erfahrungen – wie dem Spielen in einer Bigband. Laut Elisa liegen zwischen den damaligen und den heutigen Songs Welten, «Think» aber ist seit den ersten Auftritten geblieben.
Alle neun Musiker:innen haben ihre eigene Geschichte zu UNFOUND, gewisse werden beim Gespräch sogar zu Liebeserklärungen an die Band hingerissen.
Julian (Schlagzeug): Eigentlich weiss ich bis heute nicht genau, wie ich zu der Band gekommen bin (lacht). Die Person, die mich vermittelt hat, kenne ich überhaupt nicht. Ursprünglich bin ich an einem Bandwettbewerb mit UNFOUND in Kontakt gekommen und es war damals mein Traum, in einer solchen Formation spielen zu können. Einige Jahre später kam die Anfrage, was mich extrem gefreut hat.
Marco (Alt-Sax): Lustigerweise ist es bei mir andersherum. Ich spiele in einem Musikverein E- und Konzertmusik und habe in einem Projektorchester eine Kollegin von Ben kennengelernt. Kurz darauf besuchte ich ein UNFOUND-Konzert am Weihnachtsmarkt. Damals konnte ich mir noch nicht vorstellen, in einer solchen Band mitzuspielen. Nach einem weiteren Konzert etwa ein halbes Jahr später fragte mich die Band an, ob ich nicht mitspielen möchte. Daraufhin besuchte ich eine Probe. Nicht einmal Noten konnten sie mir vorlegen (lacht). Das war eine Umgewöhnung, heute mag ich diese andere Art des Spiels und bin hineingewachsen. Ich möchte es nicht mehr missen.
Die aufgeschriebenen Arrangements von Ben (Piano) und Eon (Gesang) haben sich mit der Zeit gewandelt, viele Songparts werden von den Musiker:innen separat auswendig gelernt, was mehr Spontanität und besseres Hinhören bedingt. In Stein gemeisselt ist nichts, bei den Proben wird fleissig an den Songs und Instrumenten gearbeitet.
Die nicht alltägliche Besetzung ist nicht einfach zu meistern, müssen die Songs mit vier Bläsern funktionieren und zugleich die Harmonien von Akkordeon und Piano aufnehmen. Das hat die Musik von UNFOUND stark geformt und den Stil mitbestimmt. Mit der selbstbetitelten EP, welche Ende Juni erschienen ist, hat sich dieser Prozess gefestigt.
Ben (Piano): Alle drei Songs auf der EP sind organisch entstanden – aus Ideen, die wir gemeinsam erprobt haben. Aufgenommen haben wir die Lieder in einem Live-Setting im Studio und ganz viele Wiederholungen durchgespielt, bis es gepasst hat. Daraus wurde der beste Take verwendet.
Noemi (Akkordeon): Das Schöne an den drei Liedern ist, dass jedes Instrument entweder eine kurze Solostelle spielen darf oder sonst zur Geltung kommt. Es herrscht ein gutes Gleichgewicht.
Trotz einer Insta-Spielerei wird es übrigens nicht dazu kommen, dass UNFOUND ihre Stücke mit künstlicher Intelligenz aufmotzen. Ben arbeitet in diesem Bereich, verwendet technische Mittel aber als Synonym-Generator für Songtexte. Ihm und Eon hilft das, aus den gewohnten Denkmustern auszubrechen. Mindmapping und Inspiration sind Stichwörter, die fallen; Melodien oder Arrangements stammen aber nicht aus dem Rechner.
Ebenfalls menschlich durchkomponiert ist der visuelle Auftritt, der mit der EP einhergeht. Nach acht Jahren gibt es von UNFOUND endlich komplette Bandfotos, bei denen das Farbschema Einzug hielt. Ein internes Gestaltungsteam suchte nach einer sommerlichen Wirkung und fand diese in der Mischung aus Teal, Türkis und Weiss.
Alina (Bariton-Sax): Die musikalischen Aufnahmen fanden letzten Herbst im Studio statt, der gestalterische Auftritt mit den Fotos und folgenden Videos passierte anfangs Jahr. Darin zeigen wir uns im einheitlichen Look, der von jeder Person für sich umgesetzt wurde.
Aktuell ist eine dieser Fotografien als grosses Plakat in den Bahnhofsunterführungen von Zofingen und Olten zu sehen. Das macht doch Lust, die Reise mit den Songs in den Ohren fortzusetzen.
Dass sich eine Zofinger Band neuerdings in Olten trifft, könnte für fragende Gesichter sorgen. Wir wollten genauer wissen, was dazu geführt hat. UNFOUND würden sich weiterhin als Zofinger Band betiteln, da viele dort leben und ihre Bekanntheit in der Thut-Stadt am grössten ist.
Eon (Gesang): Andi Hofmann kontaktierte uns, da eine junge Band eine Probemöglichkeit im OXIL suchte. Zuerst überlegten wir, unseren Raum zu teilen. Doch intern stellte sich heraus, dass Julian bereits einen Raum in Olten nutzt. Innert zwei Wochen probten wir dort!
Julian (Schlagzeug): Den Raum habe ich zuvor mit eigenen Projekten genutzt, wollte mich als neuestes Mitglied bei UNFOUND aber nicht vordrängen – darum wurde dies nie zum Thema. Durch die geänderte Situation in Zofingen war es für mich klar, Olten vorzuschlagen.
Elisa (Klarinette): Wir haben unseren Raum im OXIL jüngeren Jahrgängen übergeben. Als junge Band einen eigenen Raum zu haben ist sehr wichtig, das kennen wir selbst – auch als Treffpunkt oder Rückzugsort.
Ein neuer Raum bedingt eine neue Organisation, diesbezüglich zeigen sich UNFOUND als sehr ordentliche Band. Neben der Sofaecke mit bestickertem Kühlschrank und dem alten Banner finden sich im Raum vor allem die Instrumente, technische Utensilien und – zur grossen Freude von Ben – ein akustisches Piano.
Geprobt wird in einer bühnenähnlichen Aufstellung mit In-Ear-Monitoren, was zunächst eine Umstellung bedeutete, die Vorbereitungen aber vereinfacht hat. Bei einer solch grossen Band hilft es bezüglich der Lautstärke und der Technik bei Auftritten. Alle haben die Möglichkeit, ihre Einstellungen auf dem Handy vorzunehmen und auf das digitale Mischpult zu schicken. Doch wie finden sich neun Leute terminlich?
Alina (Bariton-Sax): Es klappt erstaunlich gut, Montag ist unser fixer Probetag und alle weiteren Termine werden im monatlichen Rhythmus vorausgeplant. Meist proben wir vollzählig, was aber kein Muss ist.
Verboten ist im Raum übrigens das Rauchen, noch perfektioniert werden müssen die Abfallentsorgung und das Wiederbefüllen des Kühlschranks. Sonst aber fühlen sich UNFOUND in ihrem geräumigen Probelokal mit hoher Decke wohl und freuen sich auf die musikalische Zukunft.
Die Mitglieder von UNFOUND feiern die Gruppe What Rules aus Baden sehr.
Über Unfound:
UNFOUND ist eine neunköpfige, junge Pop-Funk-Band aus Zofingen. Sie setzt sich zusammen aus Ben (Piano), Eon (Gesang), Alina (Bariton-Sax), Andrea (Tenor-Sax), Marco (Alt-Sax), Elisa (Klarinette), Nömi (Akkordeon), Patrick (Bass) und Julian (Schlagzeug). Die aktuelle EP läutet eine neue Ära ein.