von Michael Bohli • 14.07.2023
Genre: Alternative Punk
Erscheinungstermin: 26.05.2023
Label: Lauter Kollektiv
Website: lolaboum.com
Das Trio Lola Boum stammt aus Zürich und spielt auf dem Debüt «Kinky Days» energiereiche Gitarrenmusik, die mit lustvoller Punk-Attitüde das Patriarchat demontiert.
Damals auf der Klassenfahrt: Zu viel Zucker im Blut, zu laute Gespräche und zu viel Erregung durch den Film französischen «La Boum», den man sich abends gemeinsam anschaute. Eine Geschichte, die wohl viele in der Art erlebt haben. Eine frische Band aus Zürich weckt mit dem Namen Lola Boum Erinnerungen an die Produktion, entfernt sich inhaltlich aber weit von Sexismus und patriarchalen Zoten.
«Kinky Days», so das erste Album des Punk-Trios, räumt mit der männlich gesteuerten Wahrnehmung auf und lässt die Weltsicht von Frontfrau Nurit Hirschfeld eingängig in den Songs entstehen. Direkt und ohne prätentiöse Überbauten wird von Lola Boum drauflos musiziert, Alternative in roher und wilder Form. Sex, Alltag, Gleichheit, Respekt und Geschlecht: Die Themen der acht Songs sind relevant, die Behandlung aufweckend. Dass keine Entschuldigungen und Ausflüchten zugelassen werden, macht die Gruppe mit «Hey Bastard» sofort klar.
Aber nicht nur die Songnamen sind tonangebend, was Lola Boum in Stücken wie «I Don’t Want To Think About You» und «Freedom In Our Heels» bieten, ist Selbstermächtigung mit herrlich schrammliger Gitarrenmusik. Flurin von Salis und Florian Geisseler sorgen für Rhythmus und Takt nahe dem Post-Punk («Fantasy»), Nurit ist der begeisternde Tornado an Mikrofon und Gitarre («Honeymoon»).
Befreiend ist «Kinky Days» mit jedem Sound, nach den 23 Minuten Musik fühlt man sich belebt, bestärkt und bereit, weiter am Patriarchat zu pickeln. Bis die Struktur in sich zusammenfällt und Bands wie Lola Boum auf den Ruinen musizieren werden.