von Michael Bohli • 19.01.2024
Genre: Alternative
Erscheinungstermin: 19.01.2024
Label: Irascible Records
Website: lordkesseliandthe…
Endlich: Lord Kesseli And The Drums entführen uns wieder in die Ostschweiz. Das Album «I was in Love» verbindet Gothic-Mystik und Pop-Melancholie.
Die Worte «Aglow With Happiness» sind nicht die ersten, an die man beim Duo Lord Kesseli And The Drums denkt. Die Musiker aus der Ostschweiz, welche Ende 2018 mit ihrer Platte «Melodies of Immortality» für alternative Pop-Doom-Fantasien gesorgt haben, eroberten mit ihren düsteren Songs die Bühnen des Landes. Jeder Club wurde zu einer Kirche, jeder Auftritt zu einer Messe.
Und seither? Lord Kesselis zerbrechliches Soloalbum «Tell Me When You’re Empty» und ein fulminantes Zusammenkommen mit der Basler Gruppe Asbest auf «Altari». Von diesen Abenteuern ist einiges hängengeblieben, die zehn neuen Songs müssen ein grosses Erbe antreten und die Fähigkeiten der Musiker unter Beweis stellen. Das Titelstück «I Was In Love» bringt die sehnsüchtige Pop-Vibes mit Goth-Synthies und Schwermut auf den Punkt, das leuchtende Lied des Anfangs setzt auf brodelnde Steigerung und Mystik.
Kompositorisch beeindrucken die Songs mit ihrer Wucht, die sich durch das geschickte Zusammenspiel aus Schlagzeug, Gitarre und Synthesizer zu einer übernatürlichen Intensität steigert. «Far Away» ist die Hymne auf «I was in Love», «Rainbow Taste» verkörpert laute Zerbrechlichkeit. Heftig und schmerzend wird es bei «It’s Not Ok», Schreie und Punk-Schwärze wecken Asbest-Erinnerungen.
Das anschliessende «I Wish» steigert das Tempo, «Imagine We’d Be Free» klingt wie ein verstossenes Kind von Radiohead. Lord Kesseli And The Drums schaffen es, ihrem Kosmos mit dem Album neue Facetten hinzuzufügen, ohne die eigene Vergangenheit zu leugnen. Das macht die Musik aufregend, unerwartet und betörend. Ein lauter Kommentar zur heutigen Zeit, voller Abgründe und verletzlicher Schönheit.