von Michael Bohli • 14.10.2023
Genre: Pop
Erscheinungstermin: 13.10.2023
Label: Self-Released
Website: instagram.com/lam…
Die Bernerin Milena Patagônia untersucht mit der EP «Kapi» ihre Wurzeln aus dem Balkan und liefert Popsongs ab, die zum Tanzen und Denken anregen.
Woher kommst du und wohin gehst du? Fragen, die sich alle Menschen stellen, besonders Künstler:innen mit vielschichtiger Herkunft gehen diesen Gedanken nach. Milena Patagônia aus Bern wollte ihre Balkanwurzeln nicht bloss mit Musik ergründen, sondern schuf mit «Kapi padaju po betonu – Tropfen fallen auf Beton» ein Film, der in fiktionalisierter Weise ihre Heimat, Zugehörigkeit und Kunstschaffen analysiert.
«Kapi» liefert als EP vor dem Filmstart den Soundtrack, sechs Lieder zwischen serbischem Pop, Mehrsprachigkeit und klarer Positionierung. Keinesfalls singt Milena Patagônia patriotische Zeilen, sondern liefert Denkanstösse zur Identitätsfrage und der Spannung, welche in den Unterschieden zwischen der Schweiz und dem Balkan lauert. Am Anfang von «Luda» steht die Aussage, dass zu Hörende sei ein Forschungsergebnis.
So trocken wie sich das liest, ist «Kapi» niemals. Milena Patagônia mischt diverse Einflüsse und Stimmungen in ihre Lieder, lässt die Beats pochen und kleine Melodien schwirren. Ihre Stimme wechselt zwischen Spoken Word und Gesang, Worte in Mundart, Englisch und Serbisch werden gekonnt zu Sätzen gemischt. «Tu si» erinnert an Jessiquoi, «Evo me» ist der Hit mit Groove für die nächste Party.
Das reduziert produzierte Klanggerüst und die Synthesizer laden zum genauen Hinhören und Tanzen ein, bei «Atom» wird es reizvoll düster. So mitreissend, wie bei Milena Krstić war die Untersuchung der Herkunft schon lange nicht mehr.
Was es für Lidija Burčak bedeutet, «Jugo» zu sein, lest ihr in der Kritik zum Buch «Nöd us Zucker».