thumbnail

Miss Kryptonite: Besuch im Bandraum

von Michael Bohli und Nicole Schaad (Fotos) • 02.04.2024

Miss Kryptonite arbeiten fleissig am kommenden Album. Wir haben die Band im Bandraum in Kirchleerau/Moosleerau besucht und über KI, Jammen und Rokoko gesprochen.

Seit 2018 brennt der Stern von Miss Kryptonite hell am Rock-Himmel des Mittellandes. Die Band hat sich mit ihrem Debütalbum und vielen Auftritten einen Namen gemacht und liefert 2024 endlich neue Musik ab. Los geht’s am 5. April mit der Single «Interstellar Traveller», weitere Tracks werden regelmässig folgen.

Gekrönt wird alles mit dem neuen Album, das am 24. Januar 2025 in eurer Umlaufbahn landen wird. Grund genug, der Band im Proberaum einen Besuch abzustatten und über Musik zu sprechen. Wir machten es uns gemeinsam mit Frontfrau Désirée Graber, Gitarristen Andres Pfister, Bassisten Mischa Castiglioni und Schlagzeuger Tobias Zbinden zwischen Instrumenten und Geräten bequem.

Phosphor: Welche Superkraft hättet ihr am liebsten?

Andres: Gedankenkontrolle.

Désirée: Fliegen wäre toll, dann müsste ich mit meiner Flugangst nicht mehr ins Flugzeug steigen. Somit könnte ich nicht mehr abstürzen.

Tobi: Hm, immer der Erste am Buffet sein (lacht).

Mischa: Bass spielen zu können, ohne üben zu müssen.

Gemeinsam Musik zu machen ist auch eine Kraft.

Andres: In der letzten Zeit waren wir leider selten zusammen im Bandraum, da wir an einzelnen Spuren und Aufnahmen gearbeitet haben. Meine Gitarre kann ich beispielsweise auch an anderen Orten aufnehmen.

Mischa: Manchmal ist es auch ein Kraftakt (lacht).

Ihr nehmt eure Songs nicht gemeinsam auf?

Désirée: Meist erarbeite ich ein Songgerüst, das ich den Jungs im Bandraum vorstelle und das zu viert erweitert wird. Daraus entsteht dann der Pilot.

Andres: Die Pilotspur nehmen wir zusammen im Bandraum auf. Die landet in der Cloud, danach können alle individuell ihre Spuren aufnehmen. Wir sind also an vielem gleichzeitig dran.

Tobi: Für einen Song haben wir eine KI-generierte Grundlage verwendet, die aus meiner Masterarbeit heraus entstanden ist. Das war vor allem ein Experiment: Kommen wir damit auf andere oder neue Ideen? Ist es unterstützend? Aber grundsätzlich bin ich kein Verfechter von KI-Musik.

Mischa: Interessant war es auf jeden Fall, da die KI auch fähig ist, Tonfolgen zu spielen, die wir mit unseren Händen nicht schaffen (lacht).




Wir befinden uns hier in Kirchleerau/Moosleerau. Wie kommt ihr an diesen Ort?

Tobi: Ich habe eine Zeit lang hier gelebt und habe in diesem Raum meine Schlagzeugschule.

Désirée: Ganz zu Beginn hatten wir einen Proberaum in Zofingen, bei der Band Gonzo.

Tobi: Danach folgte Schönenwerd, die «Sauna». Der Raum war gut, das Klima aber unerträglich. Die Heizung lief auch in den Sommermonaten und wir konnten die Fenster wegen der Nachbarn nicht öffnen.

Mischa: Zusätzlich wollten wir die Kosten tief halten. Tobi hat dann vorgeschlagen, dass er sein «Schulzimmer» halbiert. Dafür ist die Anreise nun einiges länger …

Wie ist euer Bandraum organisiert?

Désirée: Im vorderen Bereich ist jetzt die Schlagzeugschule, hinten ist unser Bandraum. Wir haben unsere Ecke mit Beleuchtung und Teppichen aufgehübscht.

Tobi: Es ist alles mikrofoniert, damit wir jede Spur direkt einzeln aufnehmen können. Das ist sehr praktisch für den Workflow.

Dass ihr hier zum Jammen zusammenkommt, ist also eher selten?

Andres: Ja, leider!

Désirée: Wir jammen nicht wirklich. Ich bringe meine Ideen mit, und dann spielen und verändern wir sie. Für mich persönlich ist jammen zu zeitintensiv und die Resultate sind zu gering.

Andres: Es stimmt natürlich, dass wir viel Zeit in die Aufnahmen stecken. Gerade jetzt, da wir auch Kulturförderung erhalten, haben wir auch eine gewisse Verpflichtung, etwas abzuliefern. Ich habe aber noch eine andere Band zum Jammen (lacht).

Wie viel Zeit verbringt ihr denn im Bandraum?

Désirée: In letzter Zeit waren wir viel zu zweit hier, um Gesangsspuren aufzunehmen.

Mischa: Ansonsten aber immer freitags, ein-, zweimal pro Monat auch samstags.

Was muss immer vorhanden sein?

Désirée: Instrumente!

Andres: Die Kaffeemaschine.

Mischa: Bei einer anderen Band hätte ich Bier gesagt (lacht). Hier aber nicht.

Tobi: Strom darf auch nicht fehlen.

Désirée: Und Schokolade. Und Maoam.

Tobi: Gute Nachbarn.

Andres: Uns fehlt es hier an nichts.

Mischa: Was ich aber immer als Reserve dabei habe, sind Gitarrenkabel. Für diese beiden (zeigt zu Désirée und Andres).

Und was sind eure liebsten Dinge im Bandraum?

Andres: Mein Orange-Verstärker (verliebter Blick).

Mischa: Mein Blackhole und die beiden Bässe. Die teuer aussehen, es aber nicht sind.

Tobi: Für mich ist das Essentiellste die ganze Aufnahmetechnik. Damit arbeiten wir am meisten und generieren unseren Output, der schlussendlich für alle hörbar ist.

Désirée: Das Instrument und Tee. Im Winter ist es manchmal richtig kalt hier.

Andres: Eigentlich hätte ich sagen sollen, dass ihr meine Lieblinge seid … (allgemeines «Ooh» und «Aww»).

Und was ist verboten?

Andres: Rauchen.

Désirée: Und wir dürfen nicht zu viele Geräte gleichzeitig anschliessen, sonst fällt der Strom aus. Kaffeemaschine und Wasserkocher sind zu viel!

Habt ihr verrückte Erinnerungen an diesen Bandraum, oder ist es eher ein Arbeitsort?

Andres: Es ist tatsächlich eher ein Ort zum Arbeiten.

Tobi: Die intensivste Zeit war wahrscheinlich die komplette Woche, die wir für «Sing It Your Way» hier verbracht haben.

Andres: Ich fand das cool!

Mischa: Die Schülerkonzerte, die wir hier gemacht haben, waren auch super. Désirées und Tobis Schüler konnten je einen Song auswählen, den wir als Backing Band mit ihnen gespielt haben.

Tobi: Sie haben Songs ausgesucht, die teilweise echt fordernd waren.

À propos «Sing It Your Way»: Wie ist das zustande gekommen? (Anmerkung: Bei der Musikshow haben Newcomer den Song eines etablierten Künstlers gecovert. Miss Kryptonite erhielten «Bring en hei» von Baschi.)

Désirée: Wir wurden über das Musikportal mx3 angefragt. Wir fanden die Idee spannend und haben zugesagt.

Tobi: Wir haben ja nicht nur den Song aufgenommen, sondern auch Videos gedreht. Wie wir den Umschlag öffnen und so tun mussten, als wären wir total überrascht (allgemeines Lachen).




Woran arbeitet ihr aktuell?

Désirée: An der Fertigstellung der neuen Songs.

Andres: Es soll eine LP geben. Drei Songs sind schon released. Als nächstes kommt «Interstellar Traveller» – der KI-Song – und dann weitere Single Releases.

Habt ihr auch Shows in Planung?

Désirée: Sobald die Songs aufgenommen sind, wollen wir uns an die Planung machen. Fix ist aber erst ein Konzert im Februar 2025.

Was darf man von den neuen Songs erwarten?

Désirée: Sie sind alle einzigartig! Wir haben zwar unseren Stil, aber die Songs unterscheiden sich trotzdem deutlich – mal punkig, mal sphärisch, mal popig.

Andres: Sie sind auch viel verschnörkelter und «ausproduzierter» als auf dem ersten Album – mehr Synthies, mehr Backing Vocals. Mehr Gitarren, als wir live spielen können. Wenn Miss Kryptonite bisher Barock waren, sind sie jetzt Rokoko (allgemeines Lachen).

Miss Kryptonite, die Rokoko-Rocker!

Tobi: Mischa spielt neuerdings auch Keytar. Einen schönen Zuckerstock obendrauf, und die Show steht.

Das wär’s, schönen Tag noch … Nein, im Ernst: Wir sind gespannt. Vielen Dank für das Gespräch.


Kulturtipps

Bisschen Lokalkolorit: Basement Saints und Sapporo Samurai (aus Zofingen) am 13.04.2024 im Böröm.

Am 18.05.2024 ebenfalls im Böröm: Powder of Pigeons und Vapourtrail.

Am 18. und 19.05.2024 Halt Auf Verlangen Festival im Grünenwald bei Engelberg.

OXIL Saisonschluss am 04.05.2024. Unter anderem mit Lord Kesseli & The Drums und Fiji.

Über Miss Kryptonite:

«Grunge Punk With A Spacy Attitude» nennen Miss Kryptonite aus dem Mittelland ihre Musik. Die Gruppe um Frontfrau Désirée Graber veröffentlichte Ende 2018 ihr Debütalbum und trat seither in vielen renommierten Clubs auf und machte sich mit Aktionen wie «Sing It Your Way» einen Namen. 2025 steht das nächste Album an.

WebsiteInstagramFacebookMx3

bild