von Michael Bohli • 15.10.2023
Genre: Pop
Erscheinungstermin: 13.10.2023
Label: BlauBlau Records
Website: mistermilano.it
Strandmusik und Italo-Disco liefern Mister Milano aus Biel und Zürich mit ihrem zweiten Album «I Ragazzi Della Nebbia» nicht, dafür einen Blick auf die Zweideutigkeit des Lebens.
Bevor es Anfang November für einen kulturellen Besuch nach Mailand geht, stimmen wir uns mit dem Album «I Ragazzi Della Nebbia» auf die italienischen Vibes ein. Der zweite Langspieler von Mister Milano aus Biel und Zürich liefert eine satte Portion «Dolce Vita», bei dem die süsse Pop-Fassade mit Gitarren und Synthesizer abgekratzt wird.
Nostalgisch verklärt wirken die sechs Lieder nur auf den ersten Blick, die Band spielt geschickt mit der Wahrnehmung und bettet ihre Songs in Sounds, die Disco-Eigenheiten mit Nebel und Nachdenklichkeit kombinieren. Die Flecken und Gebrauchsspuren des Lebens kommen zum Vorschein, die Perfektion blättert von Kleidung und Antlitz. Aus dem Dunst treten «Mister Milano» und besingen die Realität mit ihren Mängeln.
«Gli Esibizionisti» schleicht sich wie ein rätselhaftes Intro und Klangspiel an dich heran, die Perkussion liefert die Realität zu den geflüsterten Worten und verzerrten Texturen. Glitzernd und nächtlich beglückend wird es mit «Piccolo Grande», würde der Gesang nicht so emotional betroffen klingen. Nein, simpel ist auf «I Ragazzi Della Nebbia» keine Komposition, dafür jedes Lied mit unerwarteten Ideen gefüllt.
Das Titelstück verleitet zum alleinigen Tanz auf dem verlassenen Dorfplatz, «Komodovarana» ist der Blick zurück auf sommerliche Wochen voller sorgenloser Stunden. In einer halben Stunde besingen Mister Milano die Dualität der Existenz und die vergessene Schönheit der zerfallenen Urbanität. Das Gazosa immer griffbereit.