von Michael Bohli • 16.08.2023
Jährlich lädt Musig i de Altstadt zu zwei Tagen voller Konzerte und schöner Stimmung in Aarau. Auch diesen August gab es vieles zu entdecken – und noch mehr Livemomente zum Genuss.
Wenn in Zofingen auf dem Heitern eine Menschenmasse zu lauter Musik um die Linden tanzt, ist es keine schlechte Alternative, sich in Aarau gemütlich durch die Gassen treiben zu lassen. Musig i de Altstadt ist jährlich ein Garant für tolle Auftritte von Schweizer Acts, verteilt in Gassen, Innenhöfen und auf den Plätzen der Stadt, so auch 2023.
https://giphy.com/gifs/dancing-pigeon-isIqTdqEw1k2Y
Mit der Emotionalität von «Future Daughters» wurde man von DANA und ihrer Band in das Festival hineingetragen. Die Lieder wirkten intensiv und die Bühne am Schlossplatz wurde gut ausgefüllt. Basssolo und 90er-Synthies inklusive, ein schöner Start am Freitag.
Nicht weniger eindringlich war danach der Auftritt von Giulia Dabalà. Wie gerne ich «War Drums» mit einem Chor hören würde, oder die weiteren Songs von «Gold» in einem Club. Ein ehrlicher, sympathischer Auftritt inklusive eines bisher nie gespielten Songs.
Bei Troubas Kater war später klar: Das Festival lockt sehr viele Menschen an. Die Eisenbahn der Freundschaft bewegte sich auf der Bühne, die Zuschauer:innen im Takt der Tuba.
Gemächlicher waren die betörenden Lieder von Mnevis, welche ihr Heimspiel mit langen andauernden Songs und Erinnerungen an fetzige Jungs auf dem Motorrad ausschmückten. So funktioniert Indie mit ätherischer Wirkung.
https://giphy.com/gifs/pigeon-ecards-jungldrum-GyKCVW91R83Ek
Unsere erste Samstagserfahrung waren handgemachte, elektronische Lieder – gespielt von einem Musiker. M.Ä.T. führte durch sein treibendes Œuvre, zwischen Hommagen, James-Bond-Songs und älteren Kompositionen wie «Bad Rebel».
LAKNA erzählte zwischen ihren Songs weniger, wusste aber dafür, wie das Publikum in Bewegung zu bringen ist. Die guten Vibes waren sofort spürbar, die souligen Songs wurden von der Künstlerin mit viel Elan vorgetragen.
Ebenfalls sehr sympathisch war der Tessiner Besuch von Monte Mai. Das Trio liess die Markthalle mit ihren psychedelischen Grooves in die Lüfte entschweben. Zusammen mit den Tauben sang man «I Feel Love» und freute sich, dass die Gruppe nach ihren Auftritten am Festival am Gleis und bei Kanal K wieder da war.
Zurück in der Schweiz und auf der grossen Bühne waren auch Warhaus, deren Break-up-Songs durch Aarau schallten. Wie genial waren denn die instrumentalen Momente, die Bläser-Sounds und die alten Hits? Leider fehlte der weibliche Gegenpart auf der Bühne, die Headliner aus Belgien überzeugten trotzdem.
Unser kurzer Besuch bei Prix Garanti machte den Druck ihres Auftritts spürbar, die selten vernommene Kombination aus dem elektronischen Geballer und den lethargisch wirkenden, berndeutschen Sätzen ist frisch. «Billig aber geil» halt und erstaunlich nahe an der Platte.
Im kleinen Innenhof zog derweil düsterer Techno ein. Bei Biandapid gab es synthielastige elektronische Musik mit Schlagzeug auf die Ohren – wild, treibend und komplett improvisiert, ein beeindruckendes Set.
Obwohl sie heissen wie ein Vulkan, wollte beim Abschluss-Act Ätna der Funke nicht recht überspringen. Trotz durchkonzipierten Bühnenauftritts gab sich der futuristische Electro eher sperrig; Sound, der sich womöglich im kleinen Club besser entfalten kann.
https://giphy.com/gifs/storyful-fire-fireplace-place-BmggavRnfOXc9Hoa9h
Zusammengefasst: Einmal mehr hat sich der Besuch am Festival mit der Taube gelohnt. Was hier auf die Beine gestellt wird, ist immer wieder beeindruckend. Und der perfekte Ort, um Neues und Unbekanntes zu entdecken.