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One Of A Million Festival 2023

von Michael Bohli • 13.05.2023

Endlich wieder als vollständiges Festival zurückgekehrt, liessen die Macher:innen des OOAM 2023 in Baden die Erfahrung Musik zu einem vielseitigen Abenteuer werden.

Musik zu hören kann eine intime Angelegenheit sein, ein Gruppenerlebnis oder eine Erfahrung dazwischen. Nicht nur die Mitmenschen spielen eine Rolle, auch die eigene Verfassung, die Umgebung und die Räumlichkeiten. Am dritten Festivaltag des diesjährigen OOAM in Baden wurde mit solchen Überlegungen gespielt und die Erfahrung unerwartet gestaltet.

Neugierige Leute trafen sich am frühen Abend in der alten Villa Burghalde, nicht etwa, um den Musikschüler:innen zu lauschen, sondern die neue EP von Anuk Schmelcher zu geniessen. Direkt ab Plattenspieler, mit der Künstlerin im Raum und bei den meisten mit geschlossenen Augen. «Can You Hear The River» machte das alte Gebäude neu erfahrbar, die vorangegangene Diskussion und das Nebeneinander sorgten für eine ungewohnte und schöne Stimmung.

Andächtig und konzentriert ging es mit Rozi Plain in der Abdankungshalle auf dem Friedhof Liebenfels weiter. Die Botschaft in den Steinen hielt die Gruppe aus den UK nicht davon ab, ihren Indie-Pop verstärkt zu spielen. Beruhigend waren die Songs, mit wunderbaren Akzenten aus dem Synthesizer und Vibes, die an The Weather Station oder Delia Meshlir erinnerten.

Lebendiger ging es im Royal weiter, das belgische Trio MDC III holte Urwald und Ethno-Kult in das ehemalige Kino und servierte perkussiv ausufernde Kompositionen, die von Saxofon oder Querflöte verziert wurden. Ein ausgeklügeltes Spiel; mit dem Publikum, den Ohren und den Instrumenten. Die zweite Hälfte des Konzertes driftete aber stark in die bekannten Sounds aus der Tribal-Szene ab.

Casanora aus Bern bediente sich bei ihrem Auftritt in der Stanzerei gleichermassen bei Downtempo, Experimental und Minimal-Tech. Die Bässe brummten so stark, dass sogar Laptops in Richtung Boden sausten. Die Tracks der aktuellen EP «Electric Water» brachten die Geister von Burial und Plastikman zusammen, die Künstlerin drückte allem ihren eigenen Stempel auf. Ein brachiales und gleitendes Set zugleich.

In der Druckerei wurde man von der Sprachgewalt von MC Yallah überrollt. Zusammen mit dem Produzenten Debmaster zeigte die Frau aus Kenia ganz Baden, wie wuchtig und wichtig Songs zwischen Hip-Hop und Gqom, mit Wortkaskaden in Kiswahili und Luganda sind. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit verzauberte das Duo mit Energie, Lebensfreude und lauten Tracks alle Anwesenden, die Visuals rundeten das Geschehen perfekt ab.

Langsam und nachdenklich wurde es am One Of A Million Festival 2023 nicht mehr, zumindest nicht am Freitag. Denn zurück im Royal empfingen Scalping das vollgepackte Haus mit ihrem messerscharfen und dystopisch wirkenden Electro-Rock. Lärmig, sehr laut und ohne eine Sekunde Pause prasselten die Stücke der Gruppe aus Bristol von der Bühne herab, die Begleitvideos sorgen für den technoiden Weltuntergang.

Hut ab, wer danach zu den DJs noch weitertanzte. Wobei, so viel Euphorie wie man in diesen Stunden verspürte, gab es nur noch eine Möglichkeit: Musik im Kollektiv zu zelebrieren. An diesem wunderbaren Festival, vom Nachmittag bis tief in die Nacht.

One Of A Million Festival

Diverse Orte, Baden AG

Datum:
15. bis 19.02.2023

Website:
ooam.ch

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