von Michael Bohli • 24.04.2023
Album verpasst, Song vergessen? Der monatliche Rückblick bietet euch die Chance, abseits unserer Berichterstattung auf neue und frische Musik zu stossen. Ohne Genregrenzen, ohne Beschränkung auf die Herkunft.
Je mehr Interesse man an der Musik zeigt, desto unmöglicher das Unterfangen, einen übersichtlichen Rückblick zusammenzustellen. Nicht nur war der März gefüllt mit (scheinbar) wichtigen Alben und famosen Songs, sondern einem neuen Gebiet der Klangzauberei: Hyperpop, oder gröber gesagt; Internetmusik.
Das besuchte Panel am m4music Festival brachte mich in die Welt von 100 gecs, Alice Longyu Gao und Jackie Extreme, die Schweizer Szene mit HATEPOP, glitchBABY oder Kiyyan wurde ebenfalls gestreift. Wer ebenfalls in das Thema reinhören möchte, «Let’s Hope Heteros Fail, Learn, and Retire» von Gao ist Wahn und Genialität, «ONYX» von Jackie Extreme der nötige Druck unter dem Spandex und «10’000 gecs» die vorzügliche Fortsetzung der Karriere von 100 gecs. More to come soon!
Konventioneller auf allen Ebenen zeigten sich die Acts Depeche Mode mit ihrem ersten Duo-Album «Memento Mori» und Lana Del Rey mit ihrem Koloss «Did you know that there’s a tunnel under Ocean Blvd». Erstere nachdenklich düster und nach mehrmaligem Hören packend, zweitere ätherisch wie immer. U2 hingegen versenkten ihr Vermächtnis mit der lauwarm aufgekochten Suppe «Songs of Surrender» ziemlich bös, da greift man besser zu «Cuts & Bruises» von Inhaler. Bonos Sohn weiss immerhin noch, wie man Songs schreibt.
Missmut gibt es zudem bei Xiu Xiu, deren «Ingore Grief» ist ein nihilistischer Angriff der besten Art. Da konnte Fever Ray mit «Radical Romantics» noch so lange treibende Beats mit schrägem Gesang vermischen, dagegen wirkt ihr Schaffen fröhlich. Sonnig, lasziv und ermächtigend schritt Miley Cyrus durch den Monat, ihr «Endless Summer Vacation» strahlt weit über die Pop-Grenzen hinaus. Die Party ging mit Georgia und ihrer Single «It’s Euphoric» weiter, Mimi Webb liess «Amelia» in die Disco.
Ruhe und schöne Melodien aus dem Synthesizer präsentierte Schiller mit «Illuminate», wobei der Kitsch oft etwas überwiegt. Zur Demontage aller Konventionen eignet sich dafür «93696» von Liturgy, das gehört und nicht beschrieben werden soll. Weitergeprügelt wurde bei Periphery», deren Djent auf «V Djent is not a Genre» überbordete.
Eine erfreuliche Rückkehr stellte die Platte «the moth the lizard and the secret machines» von Secret Machines dar. Vergessen geglaubte Rocksongs aus einer Zeit, in der noch alle Mitglieder am Leben waren und meine Tage mit psychedelischen Schwaden versüssten. Da hilft es danach, mit Lia Kohl im experimentellen Wirken auf «The Ceiling Reposes» einzutauchen.
Und dann waren da noch Soft Loft mit ihrer ersten Single «Is It Me», die es sofort auf einen Bestenplatz des Jahres geschafft hat. Wow, welch Startschuss in die Karriere! Hier als Live-Version aus dem Hotel Winkelried:
Die Playlist zum Rückblick findet ihr bei Spotify und Tidal.
Verpasst habe ich vieles. Gebt mir durch, was vom März unbedingt angehört werden muss.