Sam Himself: Never Let Me Go

von Michael Bohli • 28.04.2023

Genre: Indie Rock
Erscheinungsdatum: 27.01.2023
Label: Sony Music
Website: samhimself.com

Mit «Never Let Me Go» zaubert Sam Himself eine glitzernd-melancholische Stimmung in amerikanischer Tradition herbei.

Die Achtzigerjahre sind seit längerem zurück, das Jahrzehnt ist in der Musikwelt nicht mehr wegzudenken oder tot zu kriegen. «Never Let Me Go» klingt allerdings so stark nach dieser Zeit, dass man fast glaubt, Bruce Springsteen hat unter einem Pseudonym ein verschollenes Werk aus dem Archiv gezaubert. In Wahrheit haben die zehn Stücke eine Verbindung zu den USA und ein Titel lautet sogar «Heartland»; dafür verantwortlich zeigt sich aber Sam Himself aus der Schweiz.

Der Musiker wollte mit seiner zweiten Platte ein fröhliches Album machen, nachdem «Power Ballads» 2022 vor allem die schmachtenden Seiten des Herzes beglückt hatte. Das Vorhaben ist mit «Never Let Me Go» gelungen, ohne sich komplett von der Sehnsucht oder der Melancholie loszusagen. Die zehn Lieder klingen gross und laben an der Weite, die man zwischen New York und Basel entdecken kann. Sam Himself singt mit seiner wundervollen Stimme vom Leben und von den Emotionen, musikalisch treffend begleitet.

Etwas Hall auf den Gitarren, eingängige Rhythmen und die Lust am Rock’n’Roll mit Post-Punk-Färbung: «Baby’s Eyes» und «Mr. Rocknroll» finden sich im Tageslicht und in der Nacht gut zurecht. Sam Himself und Produzent Daniel Schlett lassen uns träumen und zufrieden aus dem Fenster blicken. Die Landschaft zieht vorbei, «Left Of Me» und «Golden Days» nisten sich im Körperinnern ein und wärmen die Glieder.

«Never Let Me Go» ist als Album nicht ohne Kitsch und Sam Himself bringt seinen Bariton mit Synthesizern und Glitzerspuren zusammen. Da sich alle Elemente gegenseitig ausgleichen, passt das vorzüglich und zu gerne lässt man sich von den Sounds mitreissen. Bis man bei «You» angelangt ist und die Essenz des Lebens mit einem Hauch Prince («Nothing Compares To You») gefunden hat.