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Soft Loft am m4music Festival

von Michael Bohli und Tatjana Rüegsegger (Bilder) • 01.05.2023

Endlich haben Soft Loft aus dem Raum Baden die erste Single veröffentlicht – und bewiesen am m4music Festival in Zürich auf der Bühne ihre Fähigkeiten. Zeit für ein Gespräch.

Es war wieder so weit, die Schweizer Musikszene versammelte sich Ende März in Zürich am m4music Festival. Mittendrin die Gruppe Soft Loft, welche in der Freitagnacht im Club Exil ihre erste Single vorstellte.

Sie liessen das Publikum bis zum letzten Moment hoffen, dann kam «Is It Me», der Debütsong der Band. Der Jubel des Publikums im Exil war so laut, dass sogar Frontfrau Jorina Stamm erstaunt in den Raum blickte. Dass Soft Loft existiert, weiss man seit mehr als einem Jahr – zuhause hören kann man die Gruppe aber erst seit dem 10. März 2023. Das wird fleissig getan, nicht nur von uns.

Die fünf Musiker:innen bewiesen an dem Abend nicht nur die Fähigkeit, ihre Kompositionen packend auf die Bühne zu bringen. Immer wieder verliessen Soft Loft den festgelegten Pfad der Songs, suchten instrumentale Passagen, liessen Bridges laut aufbäumen und hängten viele zusätzliche Takte an die Songs.

Das Konzert wurde zu einem Erlebnis, zu einer Bestätigung. Der Wandel von Ellas zu Soft Loft ist geglückt, die Gruppe in der Besetzung als Einheit zusammengewachsen. Davon sprachen Jorina Stamm und Schlagzeuger Lukas Kuprecht mehrere Stunden vor dem Konzert, als wir die zwei zu einem Gespräch in der Halle des Schiffbaus trafen.

Phosphor: Wie geht es euch? Wie fühlt ihr euch?

Jorina: Gut, aber auch nervös. Es ist ein sehr spezielles Festival.

Lukas: Etwa gleich. Ich bin zum ersten Mal nicht nur als Gast am m4music, sondern auch als Artist. Dann ist noch mehr los, man hält eine doppelte Rolle inne.

In eurer Musik schwingt immer die Melancholie mit, schaut ihr hoffnungsvoll in die Zukunft?

Jorina: Da wir mit «Is It Me» vor Kurzem die erste Single herausgegeben haben, beginnt Soft Loft erst jetzt richtig zu existieren. Es ist schön, dass die Leute endlich unsere Musik hören können und wir dürfen endlich mehr Konzerte spielen. Alles ist am Entstehen, das ist ein schönes Gefühl. Eine positive Zukunft.

Ein langer Weg, den ich auch als Hörer mitging. Mein erster Kontakt mit Soft Loft war euer Support-Gig für Steiner & Madlaina im Royal Baden, im April 2022. Mit der ersten Single wurden meine Erwartungen mehr als erfüllt. Zugleich ist es der lauteste Song der kommenden EP – wie habt ihr euch dazu entschieden?

Jorina: Uns war schnell klar, dass «Is It Me» die Single wird. Mit grosser Wucht zu starten, fühlte sich für uns richtig an. Von den fünf Songs auf der EP war es ganz einfach die eindeutige erste Single.

Sozusagen der Befreiungsschlag nach der Durststrecke?

Lukas: Genau, auch für uns war es eine lange Zeit. Es dauert immer viele Monate zwischen dem Schreiben und den Aufnahmen der Stücke bis zur Veröffentlichung. Dass die Single nun da ist, fühlt sich grossartig an.

Wann fanden die Aufnahmen statt?

Jorina: Im Februar 2022 nahmen wir ein Album auf – also vor einem Jahr. Zu warten war nicht immer einfach, besonders wenn wir Konzerte spielte und nichts vorzuweisen hatten. Das Publikum mussten wir in solchen Momenten vertrösten. Darum hoffen wir, alles Kommende in kurzer Abfolge veröffentlichen zu können.

Lukas: Ab jetzt existieren wir, könnte man sagen.

In euren Liedern geht es auch darum, sich Zeit zu nehmen, auf sich selbst zu hören. Habt ihr das geschafft?

Jorina: Genügend Zeit zu haben tat auf jeden Fall gut und es war schön zu wissen, dass niemand auf das Projekt wartet. Diesen Druck hatten wir nicht. Wir konnten uns in den letzten Jahren stark weiterentwickeln und durfte im Studio mit wunderbaren Menschen zusammenarbeiten. Mit dem Resultat sind wir sehr zufrieden.

Wie fühlten sich die bisherigen Konzerte an?

Jorina: Nach dem Aufenthalt im Studio hatten wir eine Tour zu dritt – so auch das Konzert letztes Jahr im Royal. Das war ungewohnt, da es eine grosse Umstellung nach den Aufnahmen zu fünft bedeutete. Wir freuen uns sehr, endlich als gesamte Band auf den Bühnen zu stehen. Bald spielen wir in Köln und hoffen auf weitere internationale Gigs. Wir sind bereit für alles!

Wieso habt ihr euch für die Neuausrichtung von Ellas zu Soft Loft entschieden?

Jorina: Sarina Schmid und ich haben Ellas ursprünglich gegründet und mit der Zeit stiessen Lukas, Simon Boss und Marius Meier dazu. Nach aussen wirkte es aber weiterhin als vergrössertes Duo, also überlegten wir uns, vor den Albumaufnahmen den Namen zu wechseln.

Soft Loft zu werden fühlte sich für uns fünf richtig an und der Neustart garantiert uns die Umsetzung nach unserer Vorstellung.

Lukas: Die Frage, ob man ein gleichwertiger Teil einer Band sein kann, wenn man später dazu stösst, geistert oft herum. Jetzt fühlt es sich für alle stimmig an, gemeinsam entscheiden zu können.

Ist die musikalische Entwicklung ebenfalls abgeschlossen?

Jorina: Wir spielen aktuell die Musik, die wir wollen. Einen Wandel gibt es immer, so sind wir aktuell bereits mutiger als früher – ein grosser Bruch, etwa zum Metal, wird es aber nicht geben (lachen).

Wie war es, das Album in Engelberg aufzunehmen?

Lukas: Es war wundervoll. Der Aufwand war zu Beginn sehr gross, da wir alle Technik mitnehmen mussten, es lohnte sich aber. Wir fühlten uns in den Räumlichkeiten und der Umgebung sehr wohl. Die geografische Abgrenzung half sehr, in der Stadt Zürich ist das für zehn Tage nicht möglich.

Was bringt 2023 noch alles?

Jorina: Die EP «In Case You Still Get Lonely» erscheint im Juni und wir spielen diverse Shows und Festivals im Sommer. Vieles ist noch offen, eventuell wird auch das Album, welches wir gleichzeitig wie die EP aufgenommen haben, bereits dieses Jahr erscheinen. Wir sind selbst gespannt.

Lukas: Wir bauen uns aktuell die Grundlage für alles Weitere auf. Geniessen, reagieren.

Was sollte man nebst Soft Loft noch hören?

Jorina: Ich war an diesem Morgen an der Demotape Clinic Pop und finde die Musik von Anuk Schmelcher sehr gut. Oder etwa Dino Brandão, Cori Nora, Nola Kin, Mel D, David Caspar und viele mehr!

Wahrlich hat die Schweizer Musikszene viel Aufregendes zu bieten, das zeigten Soft Loft mit ihrem Auftritt und die vielen weiteren Künstler:innen, welche am diesjährigen m4music Festival in Zürich vor Ort waren. Das stimmt trotz den herrschenden Problemen positiv, das lässt die kommende Zeit mit Energie angehen.

Über Soft Loft

Entstanden aus der Gruppe Ellas, spielen Soft Loft aus der Region Baden AG emotionalen Indie Rock, der seit wenigen Monaten die Welt erobert.
«In Case You Still Get Lonely», die erste EP von Soft Loft, erscheint am 2. Juni 2023.

Website: softloftmusic.com

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